Multihull Sailing Week 2005

Fethiye 2005 - Viel Spaß beim Fun

von Karl-Heinz Kukuck

Auf der Brigantine löst sich ein Kanonenschuss, die Lafette schnellt zurück in die Gurte. Männer zücken Messer, schieben sie zwischen Zähne, zerren an den Tauen um sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. So hat es vor der historischen Kulisse in der Fethiyebucht ausgesehen (fast). Die Brigantine war echt, wenn gleich nicht aus dem 18ten Jahrhundert. Der Kanonenschuss war in Wirklichkeit ein Nebelhorn, als Start zur Regatta und nicht der Auftakt zu einem Seegefecht. Oder doch?

Die Recken waren alle fähige, engagierte Segler. Zum Teil mit vergangenen europa- und weltmeisterlichen Weihen. Da blitzt schnell mal das weiße in den Augen, wenn's zur Sache geht. Doch dieses Jahr war alles schon viel besser. Das Schlüsselwort hieß nach wie vor Funregatta. Es wird immer mal heiß diskutiert, wie so was umzusetzen ist. Spaß für alle, nicht nur für Treppchenkandidaten. Just gestern ist mir folgender Spruch zugeflogen:
„Die Wonne des Erfolges ist nur für ganz Wenige. Der Masse bleibt nur das gedehnte Versagen.“
Falsch! Es geht auch anders und ich denke, das hat in dieser Woche jeder erlebt.

Der Erfolg der zweiten Fethiye-Multihullwoche, in dieser Sache, ist wohl aus zwei Richtungen zu definieren. Die Teilnehmer gelangten zu der Fähigkeit, engagiert zu segeln und das „Versagen“ als Betrachtungspunkt zu streichen. Der Regattaleitung ist so was wie Weisheit zuzuordnen, indem sie die Ratings, von denen wir wissen, dass sie bis ans Ende aller Tage diskutiert werden können, und die Zeiten geheim gehalten haben. Die Ergebnisse wurden, so denke ich, an der Performance schlecht hin festgemacht. Fest zu stellen war, dass die Tages- und Endergebnisse von allen gutgeheißen wurden.

Das ist aber nur ein Teil des Ganzen. Die Akteure sind das tragende Element eines solchen Events und die liefen am ersten Tag, nach jedem einlaufendem Schiff, auf den Stegen der exklusiven Marina EceSaray herum, mit herzlichem Händeschütteln und Küsschen links und Küsschen rechts. Man kannte sich ja schon gut, vom letzten Jahr und Kontakten übers Jahr. Die Neuzugänge wurden schnell in den Kreis aufgenommen und man besuchte sich gegenseitig auf den Schiffen. Dieses Mal war die Brigantine, Namens „Father Murphy“, von unserem Regattaleiter Hansi, vermehrt Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens. Sie ist ein sehr schönes, gut restauriertes Schiff mit wohligem Interieur und guter Küche. Man kann auf diesem Schiff als Gruppe oder Kojencharter anheuern. Die Entscheidung dafür fällt leicht, auch aus der Aussicht dann einen freundlichen Kapitän mit seiner sympathischen Mannschaft um sich zu haben.

In unserer Mannschaft hat es auch personelle Veränderungen gegeben. Günter konnte kurzfristig als Springer für unser langjähriges Mitglied Paul, der wegen dringender Geschäfte ausfiel, angeworben werden. Das neu aufgenommene Mannschaftsmitglied Heinz Josef hatte einmal altersbedingt Probleme, von der hohen Reling der Father Murphy zu unserem Kat hinunter zu entern. Ich war etwas ergriffen von der spontanen Hilfsbereitschaft der Mitsegler, die ihn kurzerhand hinunter hievten. Das ging mit absolutem Selbstverständnis, ohne dumme Sprüche ab. Heinz Josef hat als Dank keine Gelegenheit ausgelassen, in der gemütlichen Atmosphäre Father Murphys seine schöne Baritonstimme erklingen zu lassen.

Die Organisatoren Christian Grünert und Othmar Karschulin haben wieder einen guten Job gemacht . Alles klappte wie am Schnürchen, sogar der Wind kam stets pünktlich mit ca. 2 bis 3Bft. Nur einmal hat es nicht gereicht, da sind einige Schiffe, beim Langschlag zur Kapibucht verhungert. Das Team Hansi hat die Leitung der Regatta routiniert und kompetent durchgezogen. Besonders cool war die Entscheidung, den letzten Lauf nicht abzublasen. Man hatte uns die Wendetonne gestohlen. Alle Teilnehmer, bis auf einen, der junge Spritzer bracht noch Zeit, hatten den Funmodus dieser Regatta verstanden. Sie segelten fair, mit exzellenter Navigation um die imaginäre Tonne herum.

Die Kapibucht war auch vor einem Jahr ein Anlaufpunkt. Sie ist klein, romantisch und rangiert in meiner persönlichen Rangliste weit oben. Das Abendessen haben wir gemeinsam an Tischen direkt am Wasser eingenommen. Im Ambiente dieser Bucht konnte man sich leichten Herzens der Illusion hingeben, kein Touri, sonder ein persönlicher Gast zu sein. Das galt aus meiner Sicht auch für die anderen Tage. Am Abschlussabend mit Dinner und Siegerehrung saßen wir in der Stammkneipe/Restaurant eines Mitgliedes des Organisationsteams. Die Architektur dieses Restaurants war sehr interessant. Gastraum, Theke und Küche in einem großen Raum auf unterschiedlichen Ebenen. Durch die gläserne Giebelwand öffnete sich ein malerisches Bild hinunter auf den nächtlichen Hafen.


Und wer noch einmal wissen will, wie schön es auch 2004 war ...
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