Die erste P5 in Norddeutschland

Hallo Othmar,
herzliche Ostergrüße aus dem kühlen Norddeutschland.

Ich hatte Dir ja versprochen, mich zu melden, wie es mir mit dem Bau der Proa P5 ergangen ist. Nach dem Motte, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, findest Du in der Anlage ein Foto des jetzigen Bauzustandes. Die Proa ist noch nicht fertig, aber man kann damit schon einmal segeln und weil heute Ostern ist und damit Zeit war, war heute der zweite Wassertest fällig.

Der erst vor zwei Wochen sagte über die Segeleigenschaften erst einmal nichts aus, weil zu wenig Wind war, so dass sich der ganze Spaß aufs Paddeln reduzierte. Eine Erkenntnis konnte/mußte ich darauf allerdings mitnehmen, dass nämlich die untere Ruderaufnahme zu tief war. Sie befand sich nämlich, obwohl nur mit mir (80 kg) und meinem Sohn (65kg) beladen, schon unter der Wasseroberfläche. Da ich den Test aber in so einem frühen Baustadium durchgeführt habe, konnte ich das noch relativ problemlos korrigieren (bevor das Boot lackiert ist).

Ansonsten ist der Bau ohne größere Probleme verlaufen, wenn man mal bedenkt, dass ich so etwas nicht jeden Tag mache. Als Sperrholz habe ich Okoume verwandt, in 5mm, weil 4mm hier nicht zu bekommen war. Das war mir auch ganz recht, weil ich mit dem Boot auch auf die Ostsee will, und so alles etwas stabiler sein darf. Wie Du schon angeregt hattest, hat das Boot zwei Balkenweger und zwei Stringer in 20X20 Kiefer. Da ich auch den Kiel aus den gleichen Leisten gebaut habe, hatte ich im Gegensatz zu Dir nicht das Problem, dass der vernähte Rumpf sehr instabil ist, sondern es war im Gegenteil schwierig, die Seitenteile zu biegen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für Deine Konstruktionszeichnungen und die Bauanweisungen, ohne die ich den Bau sicher nicht hinbekommen hätte.

Der Ausleger sah mir durch sein gerades Deck irgendwie nicht passend zum Hauptrumpf aus, und so habe ich ihn kurzerhand mit einem negativen Decksprung versehen. Optisch gefällt mir das sehr gut, aber im Nachhinnein bin ich über die Lösung nicht so richtig glücklich, weil der Freibord des Auslegers doch recht niedrig ist und jetzt schon bei geringem Wellengang die Wellen über den Ausleger schlagen. Ich hätte besser die Enden erhöht als die Mitte zu reduzieren.

Bezüglich der Besegelung im Allgemeinen begeistert mich die neue Kite-Szene. Wenn die Dinger einmal fliegen, haben sie eine Menge Vorteile und sind für eine Proa eigentlich ideal (sagt mir mein laienhafter Verstand). Deshalb habe ich vor, das Boot mit einem Kite zu bestücken. Bei dem heutigen Test habe ich mich allerdings wegen der herrschen 6 Windstärken nicht getraut, den dafür gekauften 14qm Kite zu verwenden. Statt dessen sollten die ersten Schritte (sofern man das bei einem Boot sagen kann) mit einem Feld-Wald und Wiesendrachen von ca. 1qm erfolgen. Entsprechend war dann auch das Ergebnis. Trotz der kleinen Fläche zog der Drachen zunächst erstaunlich gut, bis er dann zwischen zwei Böen ins Wasser viel, die Luftkammern voll Wasser liefen und er nicht mehr zu starten war. Bis dahin machte das Boot Fahrt und war mit dem Ruder auch gut zu steuern. Zurück zu paddeln war dann allerdings nicht so lustig.

Wie Du Dir vorstellen kannst, bin ich ganz gespannt auf die Segeleigenschaften des Bootes mit dem großen Kite. Auf jeden Fall war die Fahrt der Gesprächstoff des ganzen Sees und es gab jede Menge mehr oder minder fachkundiger Kommentare.

Ich hoffe es geht Dir Gute, Du erfreust Dich bester Gesundheit und Du genießt das angenehme Klima in der Türkei.

Herzlichen Dank nochmals für Deine Bauanweisungen
Manfred