Albanien
ist, zumindest den Seglern, ein meist unbekanntes Revier.
Eingebettet zwischen den Segeleldorados Kroatien und den
Westl. Griechischen Inseln wird meist schnell daran
vorbeigesegelt.
Schuld daran war nicht zuletzt :
- das Politische
Klima
- fehlende
Segler-Infrastruktur
- mangelnde Touristische
Information
Die
3,5 Millionen Albaner sind uns meist nur aus den
häufigen Tagesnachrichten geläufig.
Albanerflüchtlinge auf obskuren Booten, die in Italien
strandeten - oder Kosovo-Albaner (die Ethnisch
hierhergehörten) im Bosniendebakel. Sie haben sich auch
lange gegenüber Mitteleuropa oder anderen
Balkanländern abgeschottet, trugen ihre Blutvandettas
aus oder stöhnten über misslungene
5-Jahres-Pläne nach Sowjet- und Mao Mustern.
Aufatmend,
nach einer der längsten Diktaturen in Osteuropa, zeigen
sich aber auch hier nun die ersten Demokratischen
Bemühungen, einhergehen mit Ethnischen und
Religiösen Spannungen.
Der sonnige Küstenabschnitt der Adria ist ein
Bilderbogen von Mediterranem Charme und Ex-Kommunismus. Die
Gotteshäuser der Sunni Moslems, Christen und Griechisch
Orthodoxen stehen friedlich neben Chinesischen
Zementfabriken und Ostblock Wohnsilos. Am Idyllische
Küstenabschnitt liegen nette kleinen Dörfern mit
erhaltener Kulturtradition und herzlicher Gastfreundschaft.
Zitrusfelder und Weingärten treten in Konkurrenz mit
den erhabenen Bergwäldern und dem Tiefblau des Meeres.
Mohnblumen schmücken hier noch die Wege, die
Eselgespanne oder Mercedes Autos in den heißen
Sommertagen aufstauben. Touristensilos, Mac Donalds oder
Italienische Motorbootrowdies sind noch absolut
unbekannt.
Visum: Für EU Mitglieder wird direkt bei
Ankunft von der Hafenpolizei ein 1-Monat Visum (Shore-pass)
für 10 U$ / Person ausgestellt. Dieses ist ohne Problem
verlängerbar und gilt für Reisen im gesamten Land.
Crew-wechsel ist ohne Probleme möglich.
Einklarierungshäfen: St. Saranda, Himara,
Vlores (Valona), Dirrahio (Durres)
Kosten: 8 U$
Leuchtfeuergebühr, 10 U$ Zollgebühr, eine weitere
"Hafen"-Gebühr wird nur fällig falls sie an
offizielle Docks anlegen (Kosten ca. 20 U$) Auch die
Dock-Gebühren sind momentan unbeschränkt
gültig für ganz Albanien bis zu ihrer
Ausreise.
Gesundheitsrisiken: keine
Zeitzone ist UTC + 1 Stunden (MEZ mit
Sommerzeit)
Währung: Albanischer Lek (1
EU = 125,00 AL / Juni 2001 (Beachte: Inflationsrate bis
40%)
Segelbericht
von Skipper Udo
Wyklicky, Katamaran DA'HOAM
(= Bayrisch: Zuhause)
Verwundert überhaupt keinen Segelhinweis über
Albanien zu bekommen, habe ich in Kerkira,
Griechenland mit Ziel Vlore bei der dortigen
Hafenpolizei ausgecheckt. Ganz ungläubig betrachtete
der Beamte mich. Eine "Clearance", was ist das ? - und nach
Albanien, danach hat noch nie einer gefragt. Um
aber vor dem Ende meiner Weltumsegelung in Kroatien noch
eine weitere Gastlandflagge hinzuzufügen bin ich im
Juni 2001 die 70 nm nach Vlore (Valona) motort. Hier
angekommen legte ich frech an die Großschifffahrtspeer
und habe meine Leinen den neugierigen Albanern zugeworfen.
Meine "Spezial" EU Flagge mit Bayrischen Rauten in der
oberen Ecke wurde sofort als Deutsch eingestuft und ich in
fast fließendem Deutsch in Albanien
begrüßt. Der herbeieilende Hafenkapitän
fragt, warum ich mich nicht angemeldet hätte? Nun dies
habe ich mehrfach auf Kanal # 16 getan - die Offiziellen
hören aber hier nur auf # 12. Muß man halt wissen
- oder ? Ein strahlender Polizeioffizier quetscht sich nun
auch noch in den Salon meiner kleinen Prout Quest 31 und ich
verliere fast den Überblick - wer kriegt Kaffee und wer
Metaxa. Mit der vorbereiteten Boots-/ Crew Listen (bitte in
Englisch) aber, wird dem Bürokratismus der Wind aus den
Segeln genommen und kaum 1 Stunde später habe ich
Stempel und Shorepass und kann die Quarantäneflagge
streichen (die total unsinnig ist - da hier keiner
weiß für was sie ist). Als erste Privat
Jacht in Valona habe ich Sonderstatus - der Chef der
Hafenpolizei fährt mich und den Hafenmeister, in seinem
Mercedes (darüber noch mehr), zu einem
Aussichtsrestaurant und zahlt das erste
Bier."Gezuar" - Prost auf Albanisch. Durstig
wie viele Bayern will ich die nächste Runde zahlen -
keine Chance! Bis auf die Hafenkosten; Visum und Diesel (s.
Landesinfo) schaffe ich es in
einer Woche genau 3 U$ auszugeben - ich werde ständig
eingeladen. Tradition - heißt es lapidar.
Natürlich konfrontiere ich die Beamten und Zivilisten
mit Vorbehalten und Fragen - auf alles gibt es nur
ungläubiges Kopfschütteln. Piraterie - wie denn -
wir haben ja gar keine Boote, Kriminalität - nun die
habt ihr in München und Frankfurt auch, oder ? Mit der,
Tag und Nacht präsenten, Hafenpolizei am Dock (die
dabei friedlich angeln) hatte ich nie ein unsicheres
Gefühl - die Coastguard hat sogar einmal mein Boot
verlegt, als ein kurzer aber heftiger Südwind mir sonst
die Fender zerstört und die Außenhaut zerkratzt
hätte, den mein Katamaran geht nur ganz knapp bis zu
den großen LKW-Reifen-Fender des Frachtpeers. Die
Polizei fährt mich (Banken Sa. + So. geschlossen) auf
den Markt und prüft ob die Schwarzmarkthändler mir
auch den richtigen Kurs für meine U$ Dollar geben. Das
Angebot der Waren aber zeigt, man hat sich deutlich vom
Sozialistischen Notstand getrennt. Wie sie aber den
westlichen Standart bezahlen blieb mir ein Rätsel, da
die Löhne noch ca. bei einem 10tel der unserer liegen.
Für umgerechnet 1 EU bekomme ich einen ganzen Rucksack
voll, herrlich frischem Gemüse und Obst. Belästigt
wurde ich nie, eher das Gegenteil. Kaum fragte ich (die
Albaner sprechen Italienisch, Deutsch, oder Englisch) nach
irgend etwas wurde ich in einen Wagen verfrachtet, bekam
genau was ich wollte und ein Bier dazu. Bestechend durch
ihre Gastfreundschaft flanieren wir an der Uferpromenade
entlang, die gesäumt ist von Bars, Restaurants und
Schnellimbissen. Auffallen tu ich irgendwie doch, obwohl die
Albaner eine abwechslungsreiche Palette an Haut- und
Haarfarben haben. Auch ihre Kleidung kann mit dem
südwestlichen Standart mithalten. An die hübschen
Damen aber, sei schwer heranzukommen, klagen meine
Begleiter. Drogen oder Prostitution sind unbekannt, Bier,
Wein und billige Zigaretten gibt es reichlich. Jeder 2te
Wagen ist ein Mercedes (und das ist wahrscheinlich
untertrieben) und der Albanische Fuhrpark besteht zu 90 %
aus Deutschen Autos. Stolz
werden mir natürlich auch die Berge gezeigt - in einem
fast neuen 190 Mercedes Diesel. Beim Zustand der
Straßen hätte ich eher auf eine
Geländewagenflotte und Pferde getippt. Auf den
Bergrücken, der bis zu 2500 hohen Bergen, weht ein
kühler Wind, aber man hat einen herrlichen Blick auf
den Strand und das Adriatische Meer. Fast undurchdringlich
und dunkel wirken die Nadelwälder und am Wegrand, im
leuchtenden Farn, warten kleine Lausbuben um aromatische
Teekräuter zu verkaufen. Gluckernde, erfrischende
Bäche finden ihren Weg bis in den Hafen (Wasser ist
kostenlos) und es schmeckt herrlich sauber.
Leider haben sie aus den Bausünden und
architektonischen Stümpereien anderer Länder
nichts gelernt und so säumen die Straße
halbfertige oder häßliche Kastenruinen. Nur
vereinzelt zeigt sich noch ein hübsches Bauernhaus, der
Pferdekarren im Schatten und mit bunten Blumen
eingewachsen.
Wie schade das ich mich hier nicht all zulange aufhalten
und im Premieredasein aalen kann - denn ich möchte
Anfang August meine Weltreise in Pula, Kroatien beenden -
und das sind ja auch noch ein paar traumhafte Meilen entlang
der Kroatischen Küste mit unzähligen Inseln.
Inseln ! - Sazanit, die dem zweitgrößten Hafen
Albaniens vorgelagerten Insel ist NICHT länger
Sperrgebiet und kann ungehindert besucht werden.
Steckt noch etwas Entdeckergeist in ihnen? Die
Albaner laden sie ganz herzlich ein, nur mit einer Marina
und teueren Jahrespermit können sie noch nicht
dienen.!
weitere Länderinfos meiner Weltreise finden sie
unter: http://surf.to/dahoam
Wetter:
Knackig kalte Winter, zumindest in den Berglagen und
heiße Sommertage (bis zu 40°) werden durch die
Balkan-Großwetterlage bestimmt. Die gefürchtete
Bora aber ist soweit Südlich nur selten
wetterbestimmend. Wärend der Segelsaison von Mai bis
Oktober ist es tagsüber sehr warm und Abends und Nachts
kühlt es angenehm ab. Leider sind die vorherschenden
Segelwinde aus NW und SO nie sehr kräftig oder
kontinuierlich. Fast 50 % der Zeit herscht Flaute oder ist
es schwachwindig, unterbrochen von den täglichen
Thermischen Einflüßen (Land- und Seewind) nahe
der Küste. Schwere Stürme oder gar Orkane sind
nicht bekannt.
More
Links:
http://surf.to/dahoam
(segelberichte) * http://www.albanian.com/main/countries/
* http://www.wetteronline.de/segel_euro.htm
http://www.travelnotes.org/Europe/Albania/
* http://directory.albaniaonline.com/travel_and_tourism/tourist_attractions/
* http://www.albinfo.com/albtravel.html
|