2001-2002: Mit der BALTICAT 42 in der Karibik (2.Teil)

von Stephan Hüttermann

Eine Woche später bin ich bereits zurück in Guadelupe. Abends um 11 bin ich in der marina angekommen und lege nach kurzem Schlaf schon 4 Stunden später ab. Schließlich kommt die Familie abends in Antigua an und bis dahin sind es je nach Kurs mind. 75 Meilen. Bei strömenden Regen verlasse ich mit Hilfe des Radars das sonst so schöne Pont a Pitre - das Bergen (Norwegens regenreiche Stadt) der Karibik ! zuerst muß ich 20 Meilen gegen den Passat an, doch dann geht's mit raumen Wind mit zügigem 9 Knoten nach Falmouth Habour auf Antigua . 4 Stunden nach Ankunft ist die Familie komplett. Meine Frau Jutta , der Sohn Sven (8) und Tochter Hanna (5) haben die Tortour über Hamburg,London,Miami nach Antigua geschafft. Der Flug wurde schon vor über einem halben Jahr gebucht, da gab es noch nicht die scharfen Sicherheitskontrollen und die Umsteigezeiten schienen gut bemessen. Aber alles ging gut und sogar das Gepäck ist dabei.

Leider mußte Jutta 3 Tickets nach San Juan (Puerto Rico)bei der Einreise nach Antigua buchen, obwohl sie Rückflugtickets von den Bahamas hatte! Tipp: Eine Bestätigung mit Stempel des Schiffes mitnehmen welche einen als Crewmitglied ausweist. Die Einklarierung in English Habour ist problemlos , die 3 Behörden sind in einem Gebäude untergebracht. Mit dem offiziellen Papier der Crewliste können wir 2 Wochen später mit viel Umstand die Tickets wieder zurückgeben. Ich bin gespannt wieviel Geld auf das Visakartenkonto rücküberwiesen worden ist. 90 Dolla sind als Cruisingpermission zu bezahlen.

Die Atmosphäre in den dicht nebeneinanderliegenden Buchten von Falmouth und Englishhabour ist angenehm.Viele Fahrtensegler aus allen Herren Ländern liegen hier vor Anker . Riesen Yachten liegen in den Marinas dicht beisammen. Ich endecke den bekannten 12er Endevour, verloren zwischen einigen Monsteryachten mit 6-Salingsrigg . Deren Besan ist höher als der Großmast der legendären Berühmtheit.Sven amüsiert sich über die kleinen Motoryachten mit dem niedlichem Helikopter auf dem Oberdeck. Wir beschließen, das das nicht unsere Welt ist und verholen in den eine Meile entfernten indiancreek. Eine der wenigen Hurricaneholes hier.Wir feiern hier Weihnachten als einziges Schiff in einer Traumumgebung während in der Bucht nebenan das Leben tobt. Die Kinder bekommen ein außergewöhnliches Geschenk. Ein Dingy mit Glasboden. Jetzt können wir unabhängig voneinander an Land und die Kinder können die Riffbewohner beobachten. Jutta und ich haben uns die Reise geschenkt Tage später verholen wir in eine Bucht auf Green Island wo wir eine Woche Liegen. Hier lernen die Kinder das Schnorcheln.Bereits am ersten Tag entdecken Sie 3 große Adlerrochen und eine Wasserschildkröte in der ausgesprochen schönen Unterwasserwelt.Ich tauche 2 mal mit einem Norweger an vorgelagerten Riffen. Diese Tauchgänge gehören zu den Schönsten auf der bisherigen Tour. Wir sehen sogar 2 kleine, aber freche Haie und bei den Lobstern denken wir an das vergessene Netz.

Die Bucht teilen wir uns mit einem Norweger und einem Schweizer . Gegen Mittag tauchen ab und zu zwei 25 Metercats mit 30-70 Schnorchlern auf . Die Bucht ist voll und laut aber nach spätestens 2 Stunden ist der Spuk vorbei.Diese Art von Kosumtourismus ist hier genauso verbreitet wie die großen Kreuzfahrtschiffe die tausende weiße Leiber an Land spülen, für die extra schnell T-shirt-und Barbeceaubuden aufgestellt werden. Nepp für unsere Fun-gesellschaft ! Auf diese Art Karibik waren wir mental gut vorbereitet. Das wir aber jederzeit selbst hier einsamste Buchten nur für uns vorfinden haben wir uns nicht erträumt. Ursprünglich wollten wir Antigua links liegen lassen, haben nun aber doch viele Buchten gesehen. Eine Inseltour mit dem Bus in die Hauptstadt gehörte auch dazu. Der große Markt am Samstag mußte mitgenommen werden.Touristen Fehlanzeige- wir fielen richtig auf .Hier konnte ich mir auch beim Fischverkäufer die verschiedenen eßbaren Fische zeigen lassen. Aus Angst vor Cigituera habe ich bisher nichts geangelt.Leider ist Antigua ein besonders teures Pflaster. 4 Euro für ein Pfund Tomaten – das tut der Bordkasse schon sehr weh. Frischmilch für bis zu 3 Euro der Liter. Da schmeckt das Müsli nicht mehr. Unser Standartgemüse wurde für lange Zeit zwiebeln , Möhren und Kartoffeln. Auf dem Törn nach Barbuda fing ich dann endlich meinen ersten Großfisch. Einen solchen Barracuda habe ich noch nicht gesehen – leider sind diese Fische besonders ciguateragefährdet. Mittags gabs also wieder Müsli mit Trockenmilch und abends Zwiebelgemüse mit Möhren und Würstchen von Aldi.

Barbuda

Unser Silvester feierten wir in Spanish Habour auf Barbuda,der Insel der Fregattvögel. Pünktlich nach deutscher Zeit köpften wir einen uns von der Überführungscrew geschenkten Sekt. Leider stellte er sich als für uns trocken bis staubtrockene Rotweintrinker als ungenießbar, weil zuckersüß heraus.Das Jahr fing schon mal gut an.... Angeblich feierten unsere Mitankerer, 2 Schweizer Yachties und ein Engländer Lauthals um Mitternacht Ortszeit. Der permanente Starkwind trieb ihre Gesänge nicht zu uns herüber. Tage später setzten wir über die große Lagune mit dem Dinghi zur Ausklarierung in der Inselhauptstadt über. Mit dem letzten AB-Sprit erreichten wir klitchnaß die Stadtpier in knapp 2 Meilen Entfernung. Die Stadt lag in der Mittagshitze wie ausgestorben da. Die 3 offiziellen Stationen wurden mit Hilfe der freundlichen und hilfsbereiten Inselbewohner in einer Stunden gefunden. Immer wieder begleiteten uns alte Menschen weite Wege und erzählten uns ihre Lebensgeschichte in schwerverständlichem Englisch. Benzin bekam ich bei einer ca 80 Jahre alten Mammi , die ihre Tankstelle in einer 2x2meter Blechhüte im Hintergarten bewachte. Mein Kanister wurde umständlich über 3 andere Flaschen mit Trichter gefüllt,wobei Ihren Füßen das vorbeifließende Benzin scheinbar überhaupt nichts ausmachten. Der Bruder des Onkels vom Dorfpolizisten fütterte gerade noch 10 Minuten seine Hühner bevor ich in seiner Amtsstube ,dem Wohnzimmer das langersehnte Ausreisepapier erhielt. In dieser von außen gelinde gesagt unscheinbaren Hütte befand sich aber ein hypermodernes Großbild-TVgerät und auf dem Tisch trohnte ein Computer mit TFT-Flachbildschirm den so manche Bank Ehre gemacht hätte.

Wir wären gerne noch länger auf dieser verträumten Insel mit den schönsten Sandstränden der ganzen Karibik geblieben. Ich hatte übrigens hier noch mein ganz perönliches Erlebnis. Abends fuhr ich mit dem Dinghi ca 2 Meilen raus zu einem vorgelagerten Riff. Ich verankerte es und begab mich zum Schnorcheln. Das Riff war sehr unübersichtlich und nach einer Weile schaute ich nach dem Dinghi um mich zu orientieren. Da trieb es schon ziemlich weit draußen Richtung nirgendwo. Die Sonne war gerade untergegangen aber der Wind war unüblich schwach mit ca 3-4 Bft.. Also beschloß ich dem abtreibenden Dinghi hinterherzuschwimmen. Während des Kraulens überlegte ich mir dann die Chancen. Mittlerweile hatte ich beim Streckenschwimmen schon ganz gute Kondition aber nach 45 Minuten würde ich das Dinghi wegen der Dunkelheit nicht mehr sehen können. Ich war aber überzeugt das ich auch dann immer noch die Strecken zurückschwimmen ,und zur Not auch noch bis zum Tagesanbruch die Riffpassage abwarten konnte. Dank der Flossen erreichte ich das Dinghi aber nach vielleicht 15 Minuten. Dieser Schnorcheltrip wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Leider ließen wir viele Inseln wie :Saba,S.Barthelemy und Montserra usw. links liegen.

St. Martin

Die nächste Insel ,weil als Einkaufsparadies angepriesen war für uns St. Martin. Hier kostete die günstigste H-Milch nur noch knapp 2 Dollar, und die Auswahl an Frischgemüse war endlich mal reichlich wenn auch nicht gerade preiswert. Fleisch gabs nur tiefgefroren aber bezahlbar. Auf dieser Insel sind mehrere gutsortierte Yachtausrüster in Phillipsburg und in der Simson baii. Ansonsten sind hier Charterstützpunkte und die Touristen werden mit Jumbos rangekarrt. Das charmant wirkende Phillipsburg entpuppte sich als Turistennepp mit Edelboutiquen und Juweliergeschäften. In dem bestsortierten Sportgeschäft fanden wir allerdings auch Flossen für Hannas Kinderfüße. Drei Tage später klarierten wir in Anguillas Roadbay ein. Vorher besuchten wir unten im Süden die Buchten Covebay oder Moundaybay verbotenerweise auf,weil wir starken NW-Schwell hatten.In Roadbay trafen wir auch die ersten beiden deutschen Schiffe unserer Reise. Ein mit 8 Mann besetztes 10m Charterschiff auf dem Weg zum Panamakanal und eine ca25m große Ketch aus Kiel. Ansonsten lagen in dieser schönen Bucht 20 andere Yachten, meist Fahrtensegler oder einheimische Yachten. Bei der Strandbar hing ein Volleyballnetz und wir tobten uns mal so richtig mit ein paar Canadieern aus. Ein Tag später tauchten wir noch an den großen Riffen von Dogisland. Den einzig passablen Ankerplatz mußten wir mit einer Catana 441 S aus Frankreich Teilen ! Ansonsten hatten wir die Insel und 5 Meilen Riff für uns allein.

Am nächsten Morgen setzten wir früh Groß und Genua gen Virgin Gourda dicht gefolgt von unserem französischen Segelfreund. Es entwickelte sich ein spannendes Rennen bei dem nach einer Weile beidseitig der Gennacker gesetzt wurde.Leider zog unser Freund nach 2 Stunden leicht abgeschlagen die Motortrumpfkarte. Später dieselten auch wir bei 6 Knoten achterlichen Wind unsere 75 Meilen ab. Es war unser heißester Tag bis heute. Im Deckssalon ging das Thermometer auf 42 Grad hoch und Sven beantragte hitzefrei vom Matheunterricht. Leider wurde es Dunkel vor Eintreffen am Ankerplatz. Erstmals hatte uns der Passat mit dem wir bis dahin immer 7- 8,5knoten im Schnitt rechnen konnten Ausgerechnet auf einem der längsten Törns verlassen.

Unser Ankerplatz des bekannten "the bath "war schon früh am morgen von CharterYachten überflutet worden . So war es eigentlich jetzt immer in den British und American Virgin Islands. Ein sehr schönes Seglrevier aber an den schönen und bekannten Plätzen hoffnunglos überfüllt. Wenn z.B. ein Ankerplatz als einer der schönsten oder gar als Geheimtip beschrieben wurde, lagen da bei unserem Eintreffen meist schon über 50 andere Yachten. Wir suchten meist die Außenseiten der Inseln auf oder blieben einfach auf den rolligen dayanchoriges einsam liegen. Hauptsache aber die Kinder hatten schöne Schnorchelgründe und Karibikstrände Ja sogar schwäbisch sprechende Spielkameraden trafen sie unter den einheimischen Yachties. Die spanish V.I. gehören zu Puerto Rico. 15sm westlich von st.Thomas meiden alle Charterschiffe den beschwerlichen Rückweg gegen den Passat.Hier fühlten wir uns gleich richtig wohl unter den wenigen Fahrtenseglern. Außerdem gibt es hier exellente Tauchspots. Endlich hatten wir unser Lobsterfest. Eher per Zufall entdeckte ich bei der obligatorischen Ankerkontrolle(nicht nur ob er hält,sondern auch ob wir keine Korallen zerstören ) auf 7m Tiefe in einiger Entfernung einige Antennen unter einem Stein hervorschauend. Zum Fang probierte ich Burkhard Pieskes lobsterwalzer aus, bis ich keine Puste mehr hatte und ich mich für den unsportlichen Gerätefang entschied. Schließlich warteten 2 neu eingetroffenen Freunde aus Deutschland hungrig im Kockpit auf das 100 Dollar Essen. Aber auch die Supermärkte konnten sich sehen lassen. Der Liter H-Milch jetzt für 1Dollar19Cent ! 2 liter Coca Cola für unglaubliche 67 Cent.Wir mieteten ein Auto und räumten ab.

Puerto Rico

Mit dem Mietwagen fuhren wir auch noch in el Yunkhe, den Regenwald von Puerto Rico. Dort wanderten selbst unsere gehfaulen Kinder stundenlang auf verschlungenen abenteuerlichen DschungelpfadenWir badeten in einem kalten Wasserfall und sahen im Dickicht eine Riesenechse.Das war mal Abenteuer nach Kindergeschmack und nicht immer nur doooofes Segeln. Leider wurden die Tagestörns jetzt ein wenig länger, als die sonst schon gewohnten 5-15 Meilen. An der Südküste P.R. suchten wir die wenigen möglichen Ankerplätze auf. Leider waren diese meist sehr rollig oder wir hatten sehr starken Wind. Auch waren die Schnorchelgänge durch schlechte Sicht getrübt. Selbst die Wassertemperatur begang zu sinken. Ja das ganze Wetter änderte sich jetzt immer mehr.Auf dem 140 Meilen langen Weg von West Puerto Rico zur Domrep. fuhren wir bei strammen 7 flott aus der Bucht. Nach 2 Stunden zogen die seit Tagen nördlich von uns stehenden Gewitterfronten plötzlich auf uns zu. Wind aus allen Richtungen und kurz darauf noch ein 2m hoher nördlicher Schwell ergaben ein Mix zum Kotzen. Dasselbe erwischte uns dann noch mal Nachts nordöstlich von Domrep. 32 Knoten Wind , Welle aus 3 Richtungen, wechselnde Strömung und immer wieder kleine squalls. Jutta erwischte ein Ungetüm von Welle voll breitseits. Daraufhin schlossen wir auch die letzten ,noch frischluftbringenden Luken. Das schöne war der fast noch volle Mond der diese bizarre Szenerie beleuchtete.Erfurchtsvoll bestaunte unser Gast dieses Schauspiel. Mittags sichteten wir noch 4 große Wale auf den Weg in die Samana Bucht. Hier sammeln sich jährlich um diese Jahreszeit die Wale zur Hochz eit. Über dieses Schauspiel kann ich Euch wenn ihr möchtet ab Mitte April berichten, da diese Zeilen Morgen mit dem Flieger weggehen . Leider kann ich Eure e-mailpost bisher nicht empfangen, irgendwie klappt es mit t-online nicht.

Aber Mitte Mai geht's ja schon zurück über den Teich .
Bis bald Eurer Stephan....


Erster Teil: Über den Atlantik
Dritter Teil: Dominikanische Republik, Turks&Caicos, Bahmas
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