2001-2002: Mit der BALTICAT 42 in der Karibik (3.Teil)von Stephan Hüttermann
Dominkanische RepublikDie Bucht von Samana wird uns noch länger in Erinnerung bleiben. Denn von hier aus entdeckten wir ein wenig die Dominkanische Republik (D.R.) weil der Anlasser unserer Bb- Maschine völlig defekt war und wir schon deshalb fast 2 Wochen an diesen Ort gebunden waren. Jutta kam mit den örtlichen Gegebenheiten zuerst überhaupt nicht zurecht. Der Sprung von der sehr amerikanischen Insel P.Rico zur quasi dritte Welt Republik war auf allen Ebenen gewaltig. Das fing schon beim Einklarieren an, wo man uns unmißverständlich klarmachte mit einem angemessenen Trinkgeld vieles leichter gehen würde. Der offizielle Kommandant hatte wohl extra dafür den zivilen Gehilfen mit an Bord. Nach 2 x 5 Dollar ging auch alles ganz schnell. Es wurde nur kurz in die Papiere geschaut, ein paar Notizen gemacht Und schon konnte ich mit den Herren an Land fahren. Der Chef der Immigrationsbehörde klärte mich auf, daß er auch nur 2 Pässe offiziell eingetragen könnte, was mir eine Ersparniss von immerhin 30 Dollar brachte und ihm den wohl üblichen Tip, mit dem er seinen kargen Lohn von 200 Dollar im Monat aufbesserte. Bei den 8 Booten, davon übrigens auch eine weitere BaltiCat, kommt da schon was zusammen. Das gab an Bord reichlich Diskussionsstoff aber ich meine man arrangiert sich halt und beide Seiten haben gut davon.Nicht so schön war natürlich auch das ständige angesprochen werden, ob man nun ein Taxi, einen Strohhut oder auch nur eine Kokosnuß haben möchte.Natürlich stritten sich auch etliche Jungs am Kai um gegen einen Tip das Dinghi bewachen zu können. Es blieb wie sonst auch bei einem höflichen „No Gracias". Nach ein paar Tagen,als wir langsam zum Hafen dazugehörten hörten diese Dinge aber auf - zu viele Gespräche und kleine Freundschaften hatten sich schon ergeben.Obwohl ich es ungemein praktisch finde, wenn die Moltontuch (Moped mit Personenanhänger) und Mopeds sich durch ein kleines Hupen bemerkbar machen und dann vielleicht ein kleines Geschäft entsteht. Und wenn man vollgepackt mit Taschen vom Markt kommt und ein Mopedfahrer einen die rund 2 Kilometer für 50 cent zum Hafen mitnimmt ist das in meinen Augen nicht Belästigung. Das Trinkgeld war jedenfalls gut angelegt. Als sich nach etlichen Anrufen nämlich herausstellte, daß ein neuer Anlasser aus Schweden schön gerechnet 2 Wochen bis zur Zollstelle im entfernten Santo Domingo benötigen würde, waren die ersten 4 Tage schon vorbei und der Frust groß. Da wußte der Gehilfe vom Kammandanten jemanden, der jemand kennt der jemand weiß zu kennen in der Hauptstadt, der angeblich alles reparieren kann,und das sogar mit original Ersatzteilen. Flugs war der gute Anlasser einem Busfahrer mitgegeben (Tip) der das einem Taxifahrer in der Hauptstadt übergibt der dann den Reparaturbetrieb kennt. Und tatsächlich, nach 16 Stunden sollte ich sofort 300 Euro jemand übergeben (wofür ich 2 Visakarten am Automaten benötigte)der eine Blitzüberweisung mit Bestätigung angeblich macht..... Langsam ist mir alles egal und ich sehe Anlasser und Geld im Nirwana verschwinden. Aber am nächsten Tag kommt der Busfahrer mit meinem Paket wieder und anhand meines freudestrahlenden Gesichtes (das gute Stück ist mit Originalersatzanker, Kohlehalterplatte und neuen Kohlen repariert) erkennen alle wieder eine Möglichkeit sich ein Trinkgeld einzuheimsen. Die ganze Zwischenzeit über verbrachten wir mit Ausflügen an Land und mit dem Schiff. Der 3 Tage-Aufenthalt im Nationalpark von Haiiti mit den vielen versteckten Höhlen und einsamsten Traumbuchten gehörten genauso dazu, wie ein Ausritt durch den Urwald zu sehr schönen, über 30 m hohen Wasserfällen. Nie werden die Kinder die wilden Grapefrüchte (sonst werden die nie gegessen), die schmackhaften Orangen oder die Kokosnüsse vergessen, die wir am Wegesrand pflückten. Oder die springenden Buckelwale in der Samana-Bay, die bei ihrem alljährlichem Liebesspiel uns völlig außer Acht ließen. Über Rio San Juan, Soshua und andere schöne unbenannte Ankerplätze gelangten wir nach Luperon, dem Hurricanhole an der Nordküste der D.R.. Praktisch ohne genaue Karten und mit guter Welle und Rückenwind näherten wir uns der kniffligen Einfahrt. Ca 200 m vor dem Riff blockierte ein langer Nylontampen eines Fischers unseren Propeller. In einer Blitzaktion, die Badehose ist ja eh schon an, wird sich das Tauchermesser geschnappt und die immer griffbereiten Flossen und die Maske übergestülpt. Die Wellen sind im Wasser schwimmend doch viel höher und das Boot macht heftigste Bewegungen. Unterwasser wird es auch nicht gerade leichter, aber die Leine ist glücklicherweise schnell durch und nun heißt es erst mal wieder an Bord kommen. Schon naht ein Fischer heran, der die Situation schnell begreift aber ich bin schon wieder an Bord und er fährt freundlicherweise den Weg zeigend uns voraus. Als wir uns gerade überlegen was der vermeintliche Tipjäger als Honorar erhalten könnte, dreht er freundlich winkend bereits wieder ab. Somit waren wir schon richtig gut eingestimmt auf das nette Wesen der Luperaner. Allerdings waren wir nicht auf die vielen Yachten vorbereitet, die hier lagen. Ich zählte um die 80 Cruiser die hier die Lagune füllten. Meist amerikanische und viele kanadische Yachten auf dem Weg in die Karibik, aber auch eine handvoll europäischer Yachten. Aber mal wieder keine deutsche Yacht und schon gar nicht eine mit Kindern an Bord. Luperon wuchs uns trotzdem ans Herz. Hier lernte Sven das Segeln mit dem aufriggbaren Tinkerdingy und die vielen Yachten erwiesen sich als gute Manöverwendemarken. Für Hanna wird vor allen Dingen der Ausritt in die atemberaubende Natur im Hinterland Luperons in Erinnerung bleiben. Ging ihr Pferd doch einmal durch, als wir an einer Horde Stiere vorbeimußten. Ein bißchen Kultur tat für Jutta und mich aber auch mal ganz gut, in Puerto Plata ließ sich hier etwas nachholen. Unvergessen sind die Publik-Bustouren. Proppevoll, nichts geht mehr und der Bus hält trotzdem noch für jeden Zeichengebenden an. Als dann an einem Umsteigepunkt der Kassierer um Bezahlung bittet, wandern von 20 Ecken Geldscheine nach vorne. Wir bekommen sobald 80 Peso vom Vordermann zurück, der wiederum erhält von seinem Nachbarn ein paar Scheine usw..Das System scheint zu funktionieren, ebenso als der kleinere Bus für die Weiterfahrt schon zu voll wird. Da wird schnell ein Autotaxi mit 7 Personen belegt - zu den gleichen Konditionen wie für die Busfahrt. Wir haben die Dominikanische Republik als unser schönstes Land auf unserer Reise in Erinnerung. Die Menschen, die Natur und das Klima in dieser Jahrezeit waren schon einmalig. Wenn jetzt noch das umständliche Ein-und Ausklarieren bei jedem Verlassen und Ansteuern eines Hafens entfallen würde... Die Turks und CaicosDie Tour zu den Turks fällt unter das Kapitel "schön blöd wenn man Zeit hat, und trotzdem gegenan fährt" Aus den vermeintlich lockeren 110 sm wurden erst wegen Schwachwind Motorssegeln und für die letzten 50 sm ein ekliges Gegenangebolze bei 5 -6 Bft. die Nacht hindurch.Die Kinder schliefen schön und so hatte es fast keiner gemerkt. Rainer den wir hier mit seiner BaltiCat 47 trafen fragte mich warum wir eigentlich nicht Richtung Fishcay abgedreht haben hatte natürlich so recht. Naja, belohnt wurden wir auf Sandy Island mit einem wunderschönen Strand und Klippen und mit einem höchst "rolligen" Ankerplatz. Wir klarierten auf den Turks einmal einfach nicht ein und holten dieses in South Caicos nach. Bei 35 Grad im Schatten und langen Wegen ein Zweifelhaftes 3- stündiges Vergnügen. Dafür bekamen wir zum ersten Mal das legendäre kristallklare und türkise Wasser zu sehen für welches dieses Gebiet einschließlich den Bahamas doch so berühmt ist. Einfach unglaublich wie weit man hier Unterwasser schauen kann, wie klar und brillant die Farben der Fische und Korallen sind. Aus 40 m Tiefe sieht man bei ruhigen Wasser die Gesichter der im Dinghy sitzenden Leute. Einfach giganisch als wir später über die nur 1,6-4m tiefe 40sm lange Caicosbank mit Gennacker daherpreschten. Jedes Sandkorn schien uns zu berühren, jede Koralle am Kiel zu kratzen. Auf den Caicos tauchten wir was der Schnorchel hergab. Westlich von Provo, am Ankerplatz Tahiti für den Kenner, hatte ich superschöne Tauchgänge an den Steilwänden. Hier kann man an Murings festmachen, die für die Tauchschiffe gedacht sind ( Es kommen max 2 am Tag bei 7 Murings). Vorne am Echolot wird noch 16 m angezeigt. AM Heck können es dann schon bis zu 800 m sein (nach Karte). Unglaublich wenn man auf 15 m Tiefe dahinschwebt und man dann ins tiefblaue Nichts schaut. Dabei gibt es an der Wand aber noch riesige Korallen, Höhlen und viel Großfische zu bestaunen. Hier hatte ich auch meine erste Begegnung mit einem richtigen großen Hai. Ich verdrückte mich zu den Lobstern in die Höhle und beendete frühzeitig meinen Tauchgang.
Ansonsten waren die Turks and Caicos nicht so attraktiv. Die Strände und das Wasser berauschend, aber Kultur Fehlanzeige. Bis auf Provo, wo viele reiche Amerikaner Ihren 2-Wohnsitz haben befindet sich alles im trostlosen Zustand. Kaum jemand investiert mal in die Erhaltung der Gebäude, nur spekulative Großinvestitionen sind hier und da mal (leider) zu sehen, meist abgeschieden und mit eigener Landebahn. Leider erwischte Jutta und mich ein Magen-Darmvirus, der sich hartnäckig hielt und uns einige Tage am Liegeplatz festhielt. Die Kinder wurden zum Glück völlig verschont. Dieser Virus und die fortgeschrittene Zeit ließen uns vor dem Besuch von Kuba dann absehen. Viel wurde darüber diskutiert, hatten wir uns auf Kuba so gut vorbereitet und so sehr gefreut. Ein Anruf aus Deutschland warnte uns noch von der neuen Dengue-Fieber Epidemie und schon war um Kuba geschehen.
Ein paar Stunden später bei wenig Fahrt durchs Wasser, gesellen sich einige Minkwale zu uns. Nach den üblichen Fotos anfänglich komme ich auf die Idee mir das ganze mal unter Wasser zu betrachten. Die Wale haben sichtlichen Spaß an der Sache und machen ganz prima mit. Jetzt werden auch unter Wasser Fotos gemacht Selbst Hanna und Sven lassen sich hinter dem Boot herziehen und durch ihre Schnorchel kommen ganz verzückte Geräusche. Hanna ist dann aber doch ganz plötzlich schnell aus dem Wasser. Zu dicht war ihr wohl der kleine Große auf die Flossen gerückt und Mamawal wollte dem nicht nachstehen. Ich träume heute noch von der Walbegegnung, wie der Wal sich langsam drehte und wie wir uns beide ganz dicht Aug an Aug waren. Noch lange nach der Unterwasserbegegnung schwammen die Wale immer wieder ganz dicht achtern an den Rumpf, drehten sich auf die Seite und schauten nach uns aus.
In der unserer Beliebtheitsskala ganz weit oben war Conception Island, unsere nächste Insel. Der Sandstrand vom Allerfeinsten, vorgelagerte Riffe nicht nur für die Augen sondern auch für den Teller bestens geeignet, Wracks an allen Ecken,
Strandgut zum Höhlenbauen und für Papa ein großartiges Riff weit draußen, daß ich mit einer Südafrikanerin (von einem Kat) ,die bissigere Haie gewohnt war, ertauchen konnte.Ihr geschultes Auge erkannte auch gleich einen Fischer in unserer Nähe der Fische ausnahm. Haifischfütterung! Auf Long Island in little Harbour hatten wir auch so ein Fall. Der einheimische Fischer säuberte nach seinem Fang die Fische in der ach so schönen einsamen, nun aber haiverseuchten Bucht. Ein abendliches Baden zwischen den Bull-,Lemon -und Schwarzspitzflossenhaien sollte da schon gut überlegt sein. Nur noch auf der Bahamabank sahen wir später Nursesharks in der seichten Bucht um die Boote schwimmen. Nach soviel einsamen Stränden und Meer waren wir nun gut zu haben für Georgetown, dem südlichen Mekka der amerikanischen Tourensegler.
In einer ca. 9 Meilen langgezogenen Lagune liegen hier bis zu 400 Yachten vor Anker. Das ganze Dorf lebt von den Yachties. Auf Kanal 68 gibt es jeden morgen das Boaternet .Über UKW wird erst der Wetterbericht, die neuesten Nachrichten incl. Dow Jones und dann über örtliche Gegebenheiten berichtet. Im Anschluß findet eine Art Bootsbörse statt.Nach Anmeldung kann man seine Seekarten verhökern oder nach weiteren im Net fragen.Fragen zur Bordelektronik? Meist mehrere Fachleute unter den Cruisern wissen hier eine Antwort oder kommen gleich mal vorbei. Wann ist Volleyball am Beach? Wo kann ich meine Gasflasche in Kuba füllen lassen usw.usw....So werden sämtliche Beachpartys oder auch Tauchausflüge organisiert. Jeder Der sprechen kann und den Microfonknopf drückt, findet hier Anschluß.Daran muß man sich erst einmal gewöhnen, daß das UKW zur Quatsche verkommt! So wurde z.B. unser Osterfest dieses Jahr am Volleyballbeach organisiert. Treffen am Strand zur Messe und Sonnenaufgangparty um 5.30 Uhr. Brunch. Mit Potluck (jeder bringt was landestypisches zu Essen mit) etwas später. Kinderspiele für die hier anwesenden ca. 80 Kinder aller Alterstufen zwischendurch und im Anschluß. Großes Ostereiersuche in drei Altersklassen ab 11 Uhr. Zwischendrin immer wieder Gospelgesänge und Tratsch wo her kommst Du, wohin segelst Du? Nach einer Woche wurde es dann aber wirklich Zeit den Anker zu lichten.Kurzer Abschied auf Kanal 68 an alle, und die nächsten 15 Minuten erfährt man erst wieviel neue Bekanntschaften man eigentlich gemacht hat..." Jutta, your bread was absolutely fabulous...we had a great dive in bluehole...we`ll miss some good Volleyballplayers...we`ll see us in good old Germany...hope your weatherfax will work now...danke für die alten Spiegel."...usw.. Es war schön mal wieder zu Segeln.
Für die vielen Inseln der Exumas kann man sicherlich auch ein paar Wochen einplanen. An Traumstrände und kristallklares Wasser schon gewöhnt verbummelten wir recht lustlos die letzten Tage zwischen den Inseln. Ein paar wunderschöne Schnorchelgänge wie bei Thunderballgrotto (aus dem Film mit James Bond bekannt) oder bei Highborncay waren natürlich auch noch dabei. Bei Allenscay mußten wir natürlich auch die großen Iguanas (Leguane) bestaunen. Das Segeln war aber nicht mehr so toll. Der Wind selten mehr als 10 Knoten. Ein Rennen mit einem bekannten Trimaran aus Boston war geradezu frustrierend. Das lag wohl nicht nur am mittlerweile schon sehr langen Bewuchs am Unterwasserschiff. 2 Tage mußten wir uns dann wegen Starkwind hinter einer kleinen steinigen Insel verkriechen.
Navigatorisch war es zwischen den Inseln eine Herausforderung. Selbst mit Kattiefgang gab es ganz kniffelige Passagen. 2 Mal erlebten wir, dass eine Lagoon 42 und eine Catana 47 unfreiwillig auf einer Sandbank über eine Nacht festsaßen.Die letztere saß genau da fest, wo ich eine Stunde zuvor noch durchwollte, dann aber den 4 Meilen -Umweg vorzog (weil ablaufend Wasser und Starkwind.).Die hatten Nachts bei 6 Bft. Ihr kleines Waterloo auf der Sandbank! Ich bin jetzt schon ganz angespannt wegen der Rücktour über den Atlantik, die um diese Jahrezeit nun wahrlich kein Kinderspiel sein soll.Vor 5 Jahren hat hier einer meiner Kunden seinen "Storm of my lifetime" gehabt. Einhand hatte er irgendwann das Boot sich selbst überlassen weil er und die Selbststeueranlage nicht mehr konnten. Darauf kann ich nun gar nicht! Für diesen Fall habe ich mir einen roten Knopf einbauen lassen. Den drücke ich dann 3 Mal und rufe "Skotty beam me up".
In 4 Wochen soll es wieder über die Azoren zurückgehen. |