Von Griechenland nach Spanien mit einer Maldives 32

Bericht von Edmund Fritz (2002)

Endlich war es soweit. Am 11. Juni 02 konnten wir, meine Freundin und ich, die "Felicitas", eine Maldives 32, Bj. 89, in der Bucht von Volos übernehmen. Der Voreigner wies uns in die kleinen und größeren Geheimnisse des Bootes ein und segelte noch ein Stückchen mit uns mit.

Am nächsten Morgen ging es bei herrlichem raumschots Wind los nach Kymi auf Evvoia. Für mein Mädel war es der erste "Seetörn" nach 3 jährigem Elbsegeln auf einem kleinen Trimaran. Auf der Speed 770 hatte sie sich nie so richtig wohl gefühlt, bei sehr häufigen Wasserkontakt und stets auf Wasserhöhe sitzend. Dagegen war das Segeln auf der "Felicitas" nun beinahe ein Reisen 1.Klasse. Auf der Fahrt von Kymi nach Karystos konnte die "Felicitas" eine Zeitlang zeigen, daß sie es recht eilig haben kann. Die Durchfahrt zwischen Evvoia und Andros wirkt wie eine Venturidüse. Die erste Reffreihe im Großsegel war eingebunden, die Rollfock ein Stück eingedreht. Kontinuierlich briste es weiter auf. Um 30 kn Wind liefen wir beständig zwischen 9-11 Knoten. Der Wind legte weiter auf 35kn und unsere Geschwindigkeit bis 13 Kn zu. Ich barg das Großsegel und wir liefen nur unter Fock mit 8 kn gemütlich weiter. Eigentlich wollte ich es meiner Freundin zu liebe ja ruhiger angehen lassen. Zum Glück hat die Fahrt auch ihr gefallen, denn das Boot lag wie ein Brett auf dem Wasser und leicht auf dem Ruder. Nun hüpfte natürlich die schwarze Seglerseele, alles stimmte.

Zwei Tage später erreichten wir Korinth. Verspielte Delphine unterwegs und die Durchfahrt durch den Kanal entschädigten mein Mädel für einige Duschen die sie unterwegs noch bekam. Für mich war es Zeit für eine gründliche Inspektion des Bootes. Die "Felicitas" besitzt einen Diesel/Hydraulikantrieb. Ein 17 PS starker Iveco-Lombardini Dieselmotor treibt eine doppelt wirkende Hydraulikpumpe . Die Hydraulikpumpe versorgt unter jedem Rumpf eine Antriebsgondel mit Faltpropeller. Bei Marschfahrt erreichen wir um 5, unter Vollast 7 Knoten. Eigentlich eine gute Sache, wenn erst einmal alles dicht ist. Rund drei Tage Arbeit waren es, alle Überwurfmuttern, Verschraubungen und Schrauben am Motor nachzuziehen und an der Hydraulikanlage zu dichten.
Der Niro - Flex - Auspuff wurde nun zum 4ten Male geflickt, 7x sollten es insgesamt auf dieser Reise noch werden. Dort, wo die Hy-Schläuche miteinander oder woanders irgendeine Berührung hatten, wurden Schamfilings aus Spiralschlauch aufgesetzt. Bis auf eine 41er Verschraubung war nun alles "pottdicht".

Über Levkas und N.Paxoi segelten wir weiter nach Korfu und beendeten dort nach 10 Tagestörns und 460 abgespulten Meilen unser erstes Etappenziel in der Marina Gouvia.

Für einen Monat ging es zurück nach Deutschland. Um mein Mädel für Nachtfahrten zu begeistern , wird noch etwas Überzeugungsarbeit notwendig sein. Mit zwei Freunden hieß es deshalb im August weiter Kurs Sizilien. Knapp zweieinhalb Tage später erreichten wir Riposto nachdem wir den Versuch aufgaben, gleich die Straße von Messina aufzukreuzen. Die Boen bis 48 kn waren uns doch zu heftig.

Angenehmer Wind und ein herrlicher Blick auf den Ätna entschädigte uns am nächsten Tag beim Durchfahren der Straße von Messina. An der Nordwestspitze Siziliens, San Vito la Capo wurde nochmals gebunkert und reiseklar für die Überfahrt nach Sardinien gemacht. Aber es sollte anders kommen als wir dachten. Nachmittags hieß es Anker auf. Windstärke 4, WSW. Am späten Abend wurde eine pechschwarze Gewitterfront gesichtet. Ins Großsegel wurde die zweite Reffreihe eingebunden und die Fock weiter eingerollt. In der Nacht briste es um 35 kn auf. Das Boot lag am Wind und arbeitete sich brav durch die höher auflaufende See. Es goß in Strömen, stockfinstere Nacht. Die Seen wuschen durch das Trampolin. Plötzlich kam der Mast nach achtern. Im ersten Moment dachten wir, daß uns nun die Palme aufs Kajütdach knallt. In alle Richtungen schwingend tanzte der Mast "Walzer" an Deck.

Mit Dirk, Blister-, Fock-und Großfall sicherten wir, so gut es in dieser Situation ging, den Mast. Ruhig stellen konnten wir ihn nicht. Nachdem getan war, was wir tun konnten, gingen wir unter Deck. Etwas voreilig wurde die Rettungsinsel nach oben geschleppt. Ich fragte, meine Mitsegler, ob sie eine Vorstellung davon haben, wie man sich in einer laufenden Trommelwaschmaschine fühlt. Mit diesem Effekt wäre da draußen wohl in dem Ding zu rechnen. Sehr überzeugend war ich wohl nicht. Erst als ich fragte, ob man sich sicher ist, daß das Ding auch keine Löcher hat, schließlich befindet es sich nur in einer Tragetasche, wurde die "Rettungsinsel" wieder verstaut.

Unter Motor fuhren wir nach Sizilien zurück. Aber nicht sehr lange. Sonst wäre es ja zu einfach gewesen. Der Motor gab Störsignal. Ausschalten,Fehlersuche, nichts gefunden. Motor wieder eingeschaltet, wieder Störsignal, Kühlwassermangel. Alle Schläuche gecheckt, Schlauchbinder angezogen, Seewasserfilter geprüft, Impeller kontrolliert. Motor gestartet, wieder Störsignal. Kein Kühlwasser. Der Mast tanzte weiterhin an Deck. Rund 12 Std. waren wir von Sizilien entfernt. Wenn der Mast bricht, können wir nur noch mit Notantenne senden. Ich entschloß mich, einen Security - Ruf abzusetzen, schließlich waren wir nur noch besseres Treibgut. Trapani Radio auf Sizilien empfing unseren Ruf. In meinem Holperenglisch schilderte ich die Situation. Trapani Radio meldete sich nun alle halbe Std. und erkundigte sich nach uns. Zwischenzeitlich suchten wir den Fehler am Motor. Nachdem wir alle Schlauchverbindungen, Pumpe etc. nochmals geprüft hatten und dann aber den Seewasserfilter umgingen, bekam der Motor wieder Kühlwasser. Zurück nach Sizilien. Bei Tagesanbruch sahen wir uns die " Bescherung " genauer an. Das Vorstag war in der Pressung gebrochen, die Rollreffanlage auseinandergerissen.

Der lediglich an Deck stehende Mast hing kurzzeitig nur noch am Segel, am seidenen Faden sozusagen. Wir scherten eine Talje um unsere Notstagen besser durchzusetzen. So konnten wir den Mast ruhiger stellen. Ein Boot der Guardia Costeria kam uns entgegen und begleitete uns 5 Std. bis nach Trapani. Nachdem ich meinen Bericht an die Guardia Costeria und an meine Versicherung gegeben hatte, sollte das Boot repariert werden. Das Problem war jedoch die Hauptferienzeit und die anstehenden örtlichen Feiertage. Die ortsansässige Boots- und Schiffswerft in Trapani konnte die Reparatur nicht ausführen und vermittelte uns die Fa.Atlantis Yachting s.v.l. in Palermo. Mit Werkstattwagen und mit der Hilfe von Guiseppe, einem perfekt deutsch sprechenden Italiener, wurde der Schaden schnell und fachmännisch behoben. Wer Probleme auf Sizilien mit seinem Boot bekommt, sollte 04768610828 oder 348/7390260, Guiseppe, anrufen.

Mit neuem Vorstag , aber ohne Rollreffanlage, war das Boot nun wieder segelklar. An die Rollfock ließ ich Kauschen und Stagreiter anbringen und kaufte zusätzlich noch eine 6qm kleine Sturmfock mit Stagreitern. Für meine beiden Mitsegler ging der Urlaub leider zu Ende. Die 4 Tage Aufenthalt in Trapani brachten unseren Zeitplan völlig durcheinander.

Allein machte ich mich an die restlichen 834 Seemeilen . Zuerst von Sizilien nach Sardinien und San Pietro, einer kleinen, Sardinien vorgelagerten hübschen Insel . Dann zu den Balearen. Unterwegs entschloß ich mich, Formentera, statt wie zuerst geplant, Mallorca anzulaufen. Nachts lief ich mit immer weiter abnehmenden Wind auf die Enge zwischen Ibiza und Formentera zu. Die Segel wurden geborgen und der Motor angestellt. Wenige Minuten später gab der Motor Störsignal, Kühlwassermangel. Langsam trieb ich auf die nur noch wenige Meilen entfernten Klippen zu, der Wind war völlig eingeschlafen aber ich nun sagenhaft munter. Die Motorverkleidung schnell abgebaut und alle Schlauchverbindungen geprüft. Alles war in Ordnung. Nun den Deckel der Seewasserpumpe entfernt und den Impeller ausgebaut. Siehe da, ein Impellerflügel fehlte. Nachdem ich das fehlende Stück aus dem Motor entfernt hatte und flink die Verpackung des Ersatzimpellers aufgerissen hatte, stellte ich wenig amüsiert fest, daß ich die neue Dichtung mitzerrissen hatte. Die alte Dichtung klebte je zur Hälfte an der Pumpe und am Deckel. Na "prima", die Laune sank auf null, ich trieb weiter gen Klippen. Mach langsam Seemann, wir haben es eilig ! Eine dicke, alte englische Seekarte erfüllte ihren letzten Dienst. Mit spitzer Schere schnitt ich eine neue Dichtung. Fertig. Jetzt noch die Mitnehmerschraube in den neuen Impeller gedreht und einbauen. Denkste, paßt nicht. Mit meinem Meßschieber vermaß ich Pumpenachse und Impellerbohrung. Das Originalersatzteil maß innen 12,2 mm , die Pumpenwelle 12,8 mm. Die Meerenge kam langsam näher.

Gut, daß ich allein an Bord war. Augenblicklich " rutschte mir die Haßkappe über beide Augen", meine wüsten Beschimpfen gegen alle in Verdacht der Unfähig geratenen waren sicher weit zu hören. Die Rundfeile wurde aus dem Werkzeugkasten gekramt und der Innendurchmesser der Pumpe Zug auf Stich erweitert. Passend wurde alles wieder zusammengeschraubt und der Motor gestartet. Am frühen Morgen ging ich in einem Pulk von weit über hundert Yachten vor Formentera, nahe dem Hafen Sabina vor Anker. Nur gut, daß ich nicht eingelaufen bin. Mit dem Schlauchboot fuhr ich in die Marina. Beim Hafenmeister schaute ich in die Liegeplatz - Preisliste. Für ein 10m Boot sollte die Nacht 60.- € kosten. Ja, aber doch nicht für einen Katamaran, belehrte mich der Hafenmeister, der kostet pro Nacht 120.- €. Für den Ersatzimpeller bezahlte ich dann beim Bootsausrüster 35.- €, in Deutschland kostet das Teil 8,50 € . Einiges hatte sich geändert seitdem ich vor gut 16 Jahren mit meinem damaligen Katamaran die Insel besucht hatte.

Der Dieseltank wurde aufgefüllt, Benzin für den Außenborder gebunkert, noch eine Mütze Schlaf genommen und dann ging es weiter in Richtung Almeria, dem spanischen Festland entgegen. Mit dem nächtlichen Wachegehen gab es keine Probleme. Die längste Überfahrt, San Pietro - Formentera, dauerte 3 Tage und Nächte. Halbstündlich hielt ich Ausschau. Mein Wecker half mir dabei. Geschlafen hatte ich auf dem Salontisch, auf einer Matratze. Nur die Nase brauchte ich etwas zu heben und hatte eine prima Rundumsicht. Wenn die See unruhiger wurde, legte ich die Matratze vor den Salontisch. Mit den ersten Sonnenstrahlen war ich wieder topfit. Jede Nacht hatte ich 2 bis 3 Schiffsbegegnungen und mußte 1x ein Manöver des vorletzten Augenblicks fahren.

Rund 2 Tage später, nach insgesamt 7,5 Tagen segeln (und 3 Tagen Pause) erreichte ich mein Ziel. Bei Windstärke 6 und mit Brassfahrt ging es die Bucht von Almeria hinauf in den Hafen. Hier wollten mein Mädel und ich uns treffen. Da der Wind genau auf den Hafen stand, lief keines der Boote dort aus. Der Hafen war belegt. So jedenfalls gestikulierte der Hafenmeister und wies uns ab. Ein Lotse auf dem einlaufenden Lotsenboot empfahl mir das in Luftlinie nur etwa 8 nm entfernte Aquadoulce. Wieder raus aus dem Hafen, Segel gesetzt und aufgekreuzt nach Aquadoulce. Fest entschlossen mich dort nicht noch einmal abweisen zu lassen, lief ich ein. Freundlich wies man mir einen Platz in der Einfahrt hinter einem Fischereikontrollfahrzeug zu. Zwar kein Wasser und kein Strom, aber immerhin. Am Preis von 21.- € die Nacht war allerdings nichts zu machen. Die "Felicitas" sollte in Spanien überwintern, schlappe 245.- € monatlich zuzüglich Krangebühren würde der Spaß dort in Aquadulce kosten. Im englischen Handbuch wurde Almerimar, einige Meilen weiter, als gut und sicher empfohlen. Dorthin segelte ich nun. Meine Freundin und ich verabredeten uns dorthin.

Dieser als günstigster, weit und breit gepriesener Hafen für Katamarane erwies sich als gar nicht so günstig. Ich entschloß mich aber, das Boot dort zu lassen. Inclusiv Wasser und Strom kostet ein Wasserliegeplatz für einen nur 9,80 m langen und 5,33 m breiten Katamaran täglich 22.- €. Für den Landliegeplatz, ohne Wasser und Strom sind 266,36 € im Monat zu berappen. Ein Aufschlag kam hinzu weil das Boot länger als 6 Monate an Land liegen wird. Da mir dieser, mit hoher Mauer umgebene und bewachte Platz recht sicher erschien, wählte ich Almerimar als Winterlager. In Griechenland, in der Marina Gouvia, bezahlte ich für den Monat Juli plus 4 Tage 311,52 €.

Der Landliegeplatz in Almerimar wurde nach 3maligen, zähen Verhandlungen für einen Monohull, 15 m x 4,5 m , mit 67,5 qm berechnet. Mein Kat hat allerdings nur 52 qm Fläche. Im Wasser zahlte ich allerdings für einen 18m x 5 m = 90 qm großen Monohull. Die Winterwasserliegeplätze sollen billiger als die Landplätze sein, vermutlich um zu demonstrieren, daß der Hafen auch gut besucht ist. An Land darf nur nach Absprache am Boot gearbeitet werden. Unterwasserschiffarbeiten werden vom Personal ausgeführt. Im Juni 2003 soll es weiter nach Norden gehen.

Edmund Fritz


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