FUN TOOs Winter in Anatolienvon Gertraud Filgis.Mitte Sept. 01 fliegen wir nach Marmaris, Türkei. Hier hat sich einiges getan, aus 3 Marinas wurde eine grosse:Marmaris Yachtmarin samt Travellift mit 330 T. Mit viel Badepausen sind wir Ende Okt. wieder in Tasucu, von wo aus wir voriges Jahr nach Zypern zum Kap Andreas übersetzten.
Ab Side sind die Haefen kostenlos, ohne Service, doch
überall kann Wasser oder per Tankauto Diesel gebunkert
werden. Die Versorgungsmöglichkeiten sind sehr gut.
Die Orte besitzen Supermaerkte, Kioske, Handwerks-
und Haushaltsgeschaefte. In Glaskaesten liegt Ekmek
aus, das supventionierte Weissbrot zu 15 Cent. Von der
Fischtheke tropft das Eiswasser auf den Gehsteig, der
bis zu 40 cm hoch und arthroseungeeignet ist. Beim
Metzger haengen die Fettschwanzhammel im Fenster und
wenn Bethovens Für Elise erklingt, ist auch hier der
Eismann unterwegs. Vor den Friseurlaeden haengen
obligatorisch die Handtücher auf Trockengestellen und
wer gar nix wird, wird Wirt. Es gibt sie als kleine
Esslokale, Suppenküchen, Kebabbuden bis hin zum
eleganten Grillrestaurant. Die Konkurrenz ist
gross. Zwischen DM 3.-- bis 6.--ist man dabei. Und
die ewige Anmacherei lautet Whats your name, where are
you from. Zum Ort gehört mindestens eine Bank, ein
Juvelier und das Wichtigste, die Teestube für die
Maenner, damit sie aufgeraeumt sind und die Frauen
bei der Arbeit nicht stören.
Der Wind ist gut, wir segeln fast alle Etappen. Vor Aydincik wird plötzlich um uns alles konfus. Die Wellen spritzen kreuz und quer, explodieren unter Fun Too wie Poppkorn in der Maschine. Mit Mühe bergen wir das Segel, die restlichen 10 motoren wir gegen 30 kn Wind und Wellen an. Unglaublich. Im Sommer soll sich in dieser Gegend kein Lüftchen regen. Im kleinen Hafen von Aydincik wird sich 3 Tage lang kein Fischer vom Fleck rühren. Die Gewitter sind intensiv. Mittlerweile ist es 8. Nov. geworden in Tasucu. Schon seit Wochen haben wir kein Segelboot mehr gesehen. Die Chartersaison ist zu Ende, die Saisonsegler simd heimgeflogen, nach dem ihre Yachten an Land stehen und die Rentner, welche immer auf ihren schwimmenden Untersaetzen leben, haben ihren Jahresplatz in den Marinas bereits angetreten
Navtex von Istanbulradio warnen immer öfters vor isolated showers, sunderstorms oder low pressure und der Himmel über uns auch. Bei schwarzem Himme, aber Windstille motoren wir um das 8 sm langeSandriff Incekum Br., an dessem Ende ein gestrandeter Tanker bis zum Hals im Wasser steht. Der Fluss Göksu schiebt jedes Jahr mehr Sand nach. Unser Handbuch von A.Kramer von 98 hört bei Tasucu auf. Ab Kizkale gibt es Ankerbuchten und eine davon wird unser Nachtlager. Ab 17 Uhr ist es jetzt schon stockdunkel. Die Burg Kizkalesi steht malerisch auf einer Felseninsel, welche wir umrunden. 10 SM eine Überraschung in Form einer neuen langen Hafenmole. 2.5 SM weiter, der Hafen Lýmonlu der Technischen Universitaet der mittleren Ostens. 3 SM vor der gr. Industriestadt Mersin entsteht eine neue Marina. Der Hafen von Mersin ist riesengross und wir verziehen uns zum Fischerhafen, wo wir an einem der Stege Platz finden mit Wasser, Strom und einer heissen Dusche im Wasserwerk. Die naechsten 200 km bestehen aus Marsch und Sumpfland, daher gibt es bei Windstille hier in Mersin viele Moskitos. Wir haben Mord im Blick, wenn es an unserem Ohr ssss macht. Denn durch die Stechmücke Anopheles wird die Malaria übertragen, die eben diese Voraussetzung und unseren Labenssaft benötigt, um sich vermehren zu können. Die Viecher werden immer resistenter und die Malariafaelle nehmen enorm zu, obwohl in den Marinas die Gegend taeglich in Giftwolken gehüllt wird. Seit dem Zusammenbruch der UDSSR gibt es regelrechte Malariaepedemien von Armenien bis Afghanistan. Wir wollen nach Kappadokien, das 300 km nördlich in Centralanatolien auf einer Hochebene von 1600 m liegt. Auf Langstrecken dominiert in der Türkei der vollklimatisierte Überlandbus. Der Preis variiert, janach Verhandlungsgeschick mit dem Fahrer. Laut Vorschrift muss alle 2 Std. eine 20 Minuten langeTeeüRauchüKebabüPinkelpause eingelegt werden. Wir fahren die einzige Passstrasse, die Inneranatolien mit der Küste verbindet. Sie führt durch die kilikische Pforte, die nur 20 Meter breit ist und von allen berühmten Heerführern des Altertums benützt wurde. Wir passieren schneebedeckte Gipfel, Taeler, Flüsse und fruchtbare Ebenen mit horizontweiten Feldern mit Weizen und Kartoffeln Bei Nigde zweigen wir ab nach Nevshehir. An den Berghaengen kleben Uraltdörfer. In Nevshehir buchen wir Hotel und einige Tagestouren, bequeme Wanderschuhe sind Voraussetzung . So gerüstet erkunden wir Kappadokien, das zwischen und um Nevshehir und Kayseri, den Caesarea des Neuen Testaments liegt. Kappadokien ist landschaftlich eines der meist bizarren Wunder der Natur und sollte in jede Reiseplanung in diese abgelegene Gegend einbezogen werden. Unser Plan, über Iskenderund und Syrien nach Zypern zu segeln gaben wir auf. Erstens riet uns per email ein Segelfreund davon ab und es waere auch wettermaessig diesen Herbst schlecht gegangen, da wir 3 Wochen lang nur östliche Winde zwischen 6-8 Bft samt starken Regen hatte. Die Wetterlage sorgte am Hafenkaj vopn Mersin für Zustaende. Starker Schwell aus südost liess alle Boote tagelang kraeftig an den Leinen zerren, bis uns schlechtwar. Einige Boote brauchen danach total neue Hecks, da die Murings anscheinend nicht überall halten, was sie versprechen. Von Zypern erhielten wir email Nachricht, dass sie einen Jahrhundertsturm hatten und das im November! In einer Regenpause motorten wir die 55 sm zurück nach Tasucu und die beiden Stunden wieder kraeftig gegenan.
Kaum angekommen, erlebten wir eine 4 Tage lange
Sintflut. Bei einem Bergfluss stauten sich entwurzelte
Baeume an einer Brücke und Wassermassen auf, die sich
dann ins Tal ergossen und alles überschwemmten. Die
Hauptküstenstrasse sah aus wie der Inn bei Hochwasser
und riss alles mit. Halb Tasucu stand unter Wasser.
Friedhöfe lagen wie geschaendet, Obstplantagen
standen m-hoch unter Wasser und auf den Feldern gabs
statt Gemüse und Erde nur noch Geröllwüste. Im Ort
gab es keine km lange Hafenpromenade und keine
Elektromasten mehr. Alle Pflastersteine sind
weggeschwemmt und liegen als Berg unten beim Hafen.
Und als wir auf unserer schwimmenden Arche Noah
Hafenwasser ins WC pumen wollen, kommt nur Sand rein.
Das Meer ist eine occerfarbene Brühe.
Wir gehen ankerauf und segeln nach Bozyasi am Kap
Anamur. Hier gibt es Strom und Wasser gegen geringer
Bezahlung. Den Jahreswechsel feiern wir im nahe
gelegenen 5Sternehotel, integriert in türkische
Folklore mit Bauchtanz und gutem Essen.
Mitte Januar schaufelt die Welt rund um uns Schnee.
Zypern und Athen melden Schneekaos. Istanbul und Adana
sperren ausd diesem Grund die Flugplaetze und im
Trapzon am Schwarzen Meer können aus diesem Grund die
für Afghanistan bestimmten Maschinen nicht starten.
Seit Menschengedenken gab es so etwas noch nicht. So
gesehen, haben wir bis jetzt Glück gehabt. Hier deckt
Schneee nur die Vorgebirge des Taurus.
Wir werden im Februar weiter nach Westen segeln.
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