Gute Seemannschaft ist (eigentlich) selbstverständlich. Beim Mehrrumpfboot gibt es aber ein paar Besonderheiten, die stark vom Einrümpfer abweichen.
Beim Mehrrumpfboot bläst der Wind meist von vorn. Das ist kein Blödsinn, sondern liegt in der Geschwindigkeit und der daraus resultierenden scheinbaren Windrichtung. Also kann ein schneller Kurs der raumschots begann schnell zum Am-Wind-Segeln führen. Das Boot luvt fleissig an, Sie fallen ab, beschleunigen wieder und so weiter. Es macht seinen eigenen Wind. Um diesen nutzen zu können, ist ganz einfach viel Erfahrung nötig.
Übrigens Geschwindigkeit. Mehr noch als beim Einrümpfer macht sich der Kurs zum Wind beim Multi bemerkbar. Man rechne: Windgeschwindigkeit schlappe 15 Knoten (3 Beaufort), ein schneller Multi auf Am-Wind-Kurs macht 10 Knoten. Dann bläst es an Deck mit 25 Knoten (5 Beaufort). Dreht man vor den Wind und läuft 10 Knoten säuselt die Brise mit 1 Beaufort!
Das leichte Mehrrumpfboot wird in einer Böe sehr schnell beschleunigen, aber auch schnell wieder abbremsen. Das macht sich vor allem bei der Wende mit Katamaranen bemerkbar, die bei leichtem Wind oft Probleme haben, mit den Bügen durch den Wind zu gehen. Hier hilft nur konzentriertes Segeln, die Fock backhalten oder schlimmstenfalls "Rückwärtsfahren" und dabei Gegensteuern.
Beim Kreuzen ist es in den wenigsten Fällen sinnvoll "Höhe zu kneifen". Was der Einrümpfer schon nicht mag, ist dem Mehrrumpfboot völlig zuwieder. Auch wenn sie inzwischen hart an den Wind gehen können, ist ein raumerer Kurs besser weil schneller (bessere Zielgeschwindigkeit).
Vor dem Wind ist ein Multi unschlagbar komfortabel. Frischt es aber auf und baut sich Seegang auf, muss sehr konzentriert gesegelt werden. Kommt das Boot nämlich ins Surfen, neigt es bald dazu, bei Fahrt welleabwärts anzuluven, was schnell kritisch werden kann. Hier hilft nur das Großsegel stark zu verkleinern, damit die Genua besser ziehen kann. Mit Spinnaker geht es natürlich am besten. Man muss nur aufpassen, daß das Boot den Spi nicht beim Surf überholt. Wird dann das Boot in der nächsten Welle stark gebremst, kann der Spi einfach zerplatzen.
Ist mit starkem Wind zu rechnen, immer rechtzeitig reffen. Im Gegensatz zum krängenden Einrümpfer kann der Multi nur durch Beschleunigung den Winddruck abfangen. Beim "schweren", weil beladenen Fahrtenmulti mit zuviel Segelfläche bricht dann schnell die Panik aus, wenn sich die Segellatten um die Wanten biegen.
Auch das berüchtigte Mann-Über-Bord Manöver müssen Mono-Umsteiger oder Kat-Neueinsteiger unbedingt mit dem Mehrrumpfboot vor dem Törn durchspielen. Schnell wenden geht vielleicht nicht, Aufschießen und rückwärts treiben ist vielleicht besser? Jeder Multi reagiert anders. Im besten Falls: Sofort Segel runter und Motor an!
Mehrrumpfboote "segeln" vor dem Anker. Wer in der engen Ankerbucht zwischen Einrümpfern parken möchte, muss sich vergewissern, daß er ausreichend Abstand halten kann. Jede kleine Winddrehung wird vom leichten Mehrrumpfboot sofort in heftiges Drehen umgesetzt, während die "Bleitransporter" noch wie betoniert vor Anker liegen.
In jedem Fall sollte ein Katamaran mit einem an die Kette einhängbaren Hahnepot mittig festgemacht sein. Dazu den Anker ausbringen, einfahren, Hahnepot mit Kettenkralle einhängen, Ankerkette an Winsch nachlassen bis der Zug auf dem Hahnepot liegt.
Auch stellt die größere Windangriffsfläche eines Mehrrumpfbootes erhöhte Anforderungen an das Ankergeschirr, als es bei einem Mono der Fall wäre. Und das, wo man doch Gewicht sparen soll. Hier kann nur bestes Material helfen, an dem man nicht sparen sollte.
weitere Hinweise zum Ankern auch in der Technik-Info
In Häfen kann der versierte Katamaran-Skipper mit seiner Zwei-Motoren-Anlage sein Boot in die kleinste Ecke manövrieren. Auch das Drehen auf dem Teller ist kein Problem. Aber genauso wie beim Ankern gilt es auf den Wind aufzupassen.
Hafenmanöver wie Aufschießer rückwärts an den Steg bei starkem Seitenwind müssen zügig und ohne Stopp über die Bühne gebracht werden. Niemals versuchen ein verkorkstes Anlegemanöver zu retten, sondern besser mit Anstand und Abstand einen neuen Versuch starten (eigentlich wie beim Mono).
Um das schnelle Abbremsen gegenüber einem Mono infolge des geringeren Bootsgewichtes gezielt einsetzen zu können, sollte man es unter günstigen Bedingungen üben.
Liegt man endlich am Kai, sind gute und große Fender gefragt. Steht Schwell ins Hafenbecken fängt der leichte Multi an, an seinen Leinen zu tanzen.
Steht ein Katamaran in einer Box (in die er gerade noch reinpaßt) ist es sinnvoll die Leinen von den Bügen und den Hecks jeweils überkreuz zu den Pollern, bzw. Dalben zu führen. Dadurch wird die Leine verlängert und man kann z.B. der Tide geruhsamer entgegensehen.