Kreuz und quer durch´s westliche Mittelmeer

Reisebericht des Trimarans "allez hop"
Nach der Indienststellung unserer "DRAGONFLY 1000" führen meine Frau Elo und ich einige vorbereitendende Manöverfahrten durch. Am 23.05.99 können wir endlich mit unserem Trimaran in Sa Rapita ablegen. Im Geleit einiger Segelfreunde geht es bei mäßigem Wind die Ostseite von MALLORCA entlang zunächst nach Puerto Christo, dann nach Alcudia. Hier verabschieden wir uns von der HSK-Flottille und ziehen in Richtung MENORCA.

Eigentlich wollen wir dort eine geeignete Wetterlage abwarten, um problemlos den Nordteil von Korsika zu erreichen. Die aktuellen Wetterberichte und die bestehende Windrichtung, ermutigen uns jedoch, dieses gefürchtete Seegebiet -bei Mistral können hier bis zu 12m hohe Wellen entstehen- zügig zu überqueren.
Obwohl nördlich von Menorca eine ruppige See gegen uns steht und vor KORSIKA einige Kreuzschläge nötig sind, erreichen wir nach 48 Stunden und 350 SM, den idyllischen Port Sant Ambroggio. Leider hat unser Dieselherd eine Leckage und vernebelt den Kraftstoff unter Deck. Alle Dichtungsversuche der kommenden Wochen sind erfolglos, so daß während der gesamten Reise die Küche kalt bleibt. Mit einem Mietauto erkunden wir den NW Teil von KORSIKA und sind begeistert von der wild-herben Landschaft, der duftenden Natur und den wunderschönen Panoramen.

Am 30.05.99 geht es an der Pte. Revellata vorbei - in Richtung Süden, die bizarre Küste entlang, durch die Passage der Iles Sanguinaires nach Ajaccio. Hier machen wir im Port Tino Rossi fest. Am nächsten Tag fällt der Anker in der Anse de Campo Moro, einem schönen –nach N offenen- Ankerplatz. Die hier oft drehenden Winde machen es sinnvoll einen 2.Anker auszubringen. In der Straße von Bonifacio weht uns mit zunehmender Stärke Ostwind entgegen.
Nach dem Runden des Cap Feno erschweren harte Fallböen und ständige Wind-drehungen das Aufkreuzen vor der malerischen Kulisse. Wie von Zauberhand öffnen sich an der Pte.de la Madonette die überhängenden Kreidefelsen und geben den fjord-ähnlichen Einschnitt zum Hafen von Bonifacio frei. Schwierig ist das Anlegen, da die Seitenschwimmer unseres Trimarans nur in ruhigem Wasser an den Mittelrumpf heran gezogen werden sollen. Trotz der böigen Bedingungen bei 6-7 Bft geht alles gut. Beim Anlegen an die Pier mit Muringleine fehlen halt immer ein paar Hände. Ein Rundgang an den am Hafen gelegenen Restaurants und Straßencafès vorbei zur Altstadt mit der von hohen Mauern umgebenen Zitadelle, sowie die fazinierenden Ausblicke, erklärt die magische Anziehungskraft von Bonifacio.

Am 3.06.99 überqueren wir bei einer frischen südwestlichen Brise die Straße von Bonifacio und gelangen auf der "inneren Route" zwischen den vorgelagerten Inseln und der Costa Smeralda zur Ostseite von SARDINIEN. Die Inseln Tavola und Molara sowie einige Unterwasserriffe lassen wir backbord liegen und erreichen bei mäßigem östlichen Wind Porto Ottiolu einem schön angelegten Privathafen mit guten Versorgungsmöglich-keiten. Statt dem angesagten W-SW Wind weht uns jedoch ein frischer E-S Wind entgegen. In einem Segelduell mit einer "Super-Maramu" erreichen wir mit deutlichem Vorsprung den Industriehafen von Arbatax. Kaum haben wir am Schwimmsteg festgemacht, begrüßt uns eine "Dragonfly 1000" mit ihrem sardischen Eigner. Wenn man bedenkt, daß nur drei Schiffe dieser Art im Mittelmeerraum stationiert sind, ist diese Begegnung schon ein großer Zufall. Am nächsten Tag geht es Kurs Süden... gegenan. Während die "Maramu"nach der Erfahrung des Vortages den direkten Weg unter Motor sucht, segeln wir auf der Kreuz nach Porto Corallo – einer sicheren Hafenanlage, ohne Wasser ,Strom oder sonstiger Versorgung.
In dem riesigen Hafenareal liegen nur vier Schiffe. Kurz vor dem Ablegen werden wir von der Crew einer "Contest 43´" angesprochen. Dabei ergibt sich, daß es sich um Segel-freunde handelt, die wir seit 15 Jahren vermißt haben. Die Freude ist groß und das Wiedersehen wird gebührend gefeiert. Der Wetterbericht kündigt für das Thyrrenische Meer SE 4-5 Bft an, das wären auf unserem Weg nach USTICA 180 Seemeilen gegenan. Wir legen einen Wartetag ein. Doch die Wetterfrösche haben uns wieder einmal hereingelegt. Der "wahre" Wind kommt mit 5 Bft aus NE.

Am 8.06.99 legen wir sehr früh ab und dümpeln in umlaufenden Winden zunächst durch eine unangenehme Dünung. Schließlich stellt sich ein konstanter NE Wind ein und "allez hop" läuft wie auf Schienen durch den Tag und die kommende Nacht. Bei Sonnenaufgang sehen wir in der Ferne die Silhouette der Isola di Ustica. Der kleine Inselhafen ist nach Osten offen. Kaum haben wir an der Nordpier vor Heckanker festgemacht, wirft der Schwell eines vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffes unser Boot nach vorn und zerschmettert unsere Genakerrolle an einem Festmachering. Nach einigen Reparaturen klettern wir über viele Stufen zum Städtchen hoch. Eine köstliche "Zuppa di Pescatore" und ein guter Rose´stellt unser Wohlbefinden wieder her. Wieder im Schiff erwartet uns eine schlaflose Nacht. Der Wind hat nach E gedreht und steht voll in den offenen Hafen. Da wir zwischen vielen Booten eingekeilt sind, ist an ein Ablegen in der Dunkelheit nicht zu denken. Erst am Morgen können wir den Anker befreien und unter Bangen im Schwell unseren Klapp-Trimaran breit machen. Eigentlich wollen wir zu den Liparischen Inseln, doch der Wind dreht immer mehr in Kursrichtung. Nach zwei schlaflosen Nächten ist jedoch die Aussicht auf eine lange Kreuz und eine weitere Nachtfahrt nicht sehr erbaulich. Die See wird etwas ruppig, der Wind geht über 20 Knoten, plötzlich ein Schlag ... der Mantel vom Großfall ist gerissen. Wir bergen das Großsegel und drehen in Richtung SIZILIEN ab. Unter Genua und später mit Motorhilfe erreichen wir Palermo. In der Marina Villa Igiea geniesen wir eine selten erlebte Hilfsbereitschaft und die herzliche Gastfreundschaft der Sizilianer. Sofort klettert ein junger Segelmacher hoch zum Masttop und schert ein neues Großfall ein. Wir fragen nach einer Dieseltankstelle – ein älterer Mann packt unsere Kanister in sein Auto, fährt einige Kilometer, tankt und bringt uns zum Schiff zurück; ein Trinkgeld lehnt er entschieden ab.... Wir bleiben zwei Tage, lernen Palermo und die Umgebung kennen, besichtigen Palazzo´s, Kirchen und die grandiose Basilica von Monreale.

Am 13.06.99 runden wir bei einem frischen NE das windberüchtigte Capo Callo und Capo Vito und erreichen bei guter Fahrt (8,6 kn/Std.) den auf einer flachen Landzunge liegenden Fischerhafen von Trapani. Wegen den vielen Unterwasserfelsen ist eine weit-räumige Ansteuerung erforderlich. Beim Anlegen im Yachthafen erwartet uns Stark-wind von der Seite. Doch einige hilfsbereite Hände erleichtern uns das Festmachen am Schwimmsteg vor Muringleine.
Bei einem guten N-Wind segeln wir zügig zwischen den Egadischen Inseln hindurch in Richtung TUNESIEN. Wir haben für die ca.140 sm etwa 24 Stunden geplant, denn wegen regelmäßiger Versandung der Hafeneinfahrt von Sidi bou Said ist zur Landung Tageslicht erforderlich. Doch schneller als erwartet sind wir bereits um Mitternacht auf der Höhe von Cap Bon. Starker Verkehr von Großschiffen und Fischerbooten er-fordern häufige Ausweichmanöver. Durch das Bergen der Genua und später auch des Großsegels drosseln wir die Fahrt. Kurz nach Sonnenaufgang laufen wir in der Marina von Sidi bou Said ein und machen an der Pier längs fest. Nach Abgabe der Zollerklärung und Eintrag des Transitvisums, können wir tunesischen Boden betreten. Der Besuch des einmaligen Mosaikmuseums Bardo, ein Bummel durch Altstadt und Basar von Tunis sowie durch das malerische Dorf Sidi bou Said, werden für uns eine bleibende Erinnerung sein. Nachdem wir aus der Abdeckung der Küste heraus sind, frischt der NW Wind stark auf. Die See ist bewegt und mit Schaumköpfen übersät. Wir kreuzen mühsam um einige Cap´s herum. Diverse Wrack´s und Fischernetze mahnen uns zur Vorsicht. Als wir schließlich nach mehr als 9 Stunden den großen Hafen von Bizerte erreicht haben, müssen wir durch die Instanzen der Hafenbehörde kreuzen. Erst ein vorzügliches Essen im Restaurant des Yachtclub´s läßt uns die Strapazen des Tages vergessen.

Die nächste Zwischenstation soll ILE DE LA GALITE sein. Eine hohe Insel, 25 sm vor der tunesisch-algerischen Küste gelegen. Der wunderschöne Ankerplatz an der Inselsüd-seite gilt als Geheimtip. Am 18.06.99 klarieren wir aus, ziehen am Cap Blanc vorbei und machen bei zunehmendem NE-Wind gute Fahrt. Ein großes Fischerboot versucht uns in sein Kielwasser zu nehmen, doch wir sind deutlich schneller. Am späten Nachmittag erreichen wir La Galite und steuern die Ankerbucht an. Die dort liegenden Fischerboote und ein ankerndes Kriegschiff stampfen und gieren in der aufgepeitschten See. Gischt weht von kurzen Wellen. Die von einem Bergeinschnitt fallende Böen gehen über 35 Knoten. Hier können wir nicht bleiben – wir segeln weiter ! Obwohl wir gerefft haben verlassen wir die Bucht mit 14-15 Knoten Speed. Der Wind dreht allmählich nach N und später NNW. Da ein direkter Kurs nach Sardinien nicht möglich ist, kreuzen wir und nehmen die sardische SE-Spitze ins Visier. Vor Eintritt der Dunkelheit ist eine Notreparatur an der Genua notwendig - ein verdammt nasses Geschäft. Im Zick-zack-Kurs geht es in die stockfinstere Nacht. Plötzlich fährt ein Ruck durch´s Boot. Der Speedometer geht von 7,5 sm schlagartig auf 0,0 sm herunter. Was ist passiert ? Mit der Taschenlampe stellen wir fest, daß wir in ein an der Oberfläche schwimmendes Fischernetz geraten sind. Inzwischen hat sich das Schiff gedreht und liegt vor dem mit 15 Knoten wehenden NNW-Wind; Wellenhöhe 1,5 m. Mit großer Mühe bergen wir das durchgelattete Großsegel. Nachdem Schwert und Ruder wieder frei sind, können wir nur noch an der Schraube hängen. Am Lifebelt hängend versuchen wir uns loszuschneiden. Doch es ist zu gefährlich; die von achtern einsteigenden Wellen, die starke Strömung, das kalte Wasser und die totale Dunkelheit, raten zur Vernunft. Wir setzen das Ankerlicht, gehen unter Deck und versuchen im Wechsel zu schlafen. Im Morgengrauen – inzwischen sind wir ca. 10 sm nach ESE gedriftet – können wir uns schließlich frei schneiden und wieder die Segel setzen. Welle und Schraube bleiben blockiert. Da der Wind nach WNW gedreht hat, können wir auf einem Bug bleiben.
Bei wechselnder Windstärke nähern wir uns Cabo Carbonara, der SE-Spitze von SARDINIEN. Wir steuern den Hafen von Villasimus an. Der Wind geht über 23 Knoten und dreht auf NW. Die ungenauen Hafenangaben, der unklare Motor, der auflandige Starkwind und die Ungewissheit ob genügend Freiraum zum Klappen der Schwimmer vorhanden ist, machen die Ansteuerung zum Risiko. Wir drehen ab und düsen mit über 13 Knoten Fahrt zwischen Cap Carbonara und Isola dei Cavoli hindurch. In der Badebucht von Porto Giunco segeln wir bis an die Badezone heran und werfen den Anker. Der ablandige Wind ist zwar noch stark, doch das Wasser ist glatt. Endlich können auch wir die umwickelte Welle von den Netzresten befreien. Der Motor läuft wieder und die Batterie kann aufgeladen werden.

Am nächsten Morgen rüttelt ein böiger W-Wind an unserer Ankerleine. Die zerklüftete Ostküste mit den hohen Bergen, tiefen Einschnitten und weiten Buchten, ist berüchtigt für heftige Fallböen. Dem entsprechend ist unsere Fahrt sehr wechselhaft. Eben segeln wir noch mit bescheidenen 5 Knoten Fahrt, im nächsten Moment erhöht sich der Druck und der Trimaran wird im Abfallen auf über 16 Knoten beschleunigt. Es ist aufregend und faszinierend zugleich. Durch individuelles Steuern und koordinierte Schotführung muß schnell reagiert werden. Am Horizont sehen wir einen weißem Punkt. Zur Abwechslung scheint uns mal ein Schiff entgegenzukommen. Allmählich wird es größer und wir stellen fest daß es unseren Kurs segelt. Als wir in einem Böengürtel an der Segelyacht - einer "Ovni 47`"- vorbeisurfen, fallen der Besatzung fast die Augen aus dem Kopf. Am Cap Sferracavallo dreht urplötzlich der Wind um 60° und weht uns zwischen 15 und 25 Knoten entgegen. Es wird eine harte Kreuz. Unser Verfolger liegt etwa 3 sm hinter uns, als eine schwarze Wolke aufzieht und der Wind erheblich zulegt.
Die See türmt sich zunehmend auf und Gischt hebt von den Kämmen ab. Wir kämpfen uns um Cap Bellavista und ... sind in Arbatax. Die "Ovni" wird arg gebeutelt und legt 1,5 Stunden später im sicheren Hafen an. Das Streben nach Geschwindigkeit hat uns eine größere Tortur erspart. Beim Anlegen hat uns die Hafenaufsicht angewiesen unser Boot längs am Schwimmsteg fest zu machen. Ein plötzlich aus NNW einsetzender Starkwind drückt uns breitseits auf den Steg und der zunehmende Seegang schaukelt unseren Tri bedenklich auf. Die flexibel angebrachten Schwimmer ächzen in ihren Gelenken. Nur durch die Benutzung von luvseitigen Muringleinen können wir größere Schäden vermeiden. Wir halten Wache und nutzen nach Sonnenuntergang eine schwächere Windphase um "allez hop" hinter den Steg zu verlegen. Den nächsten Tag bestimmt der Wetterbericht: NW/N 5-6 Bft (8-9). Also Hafentag !
Doch wie all zu oft, kommt es anders, nämlich E 3 Bft. Es ist uns klar, daß die Wetter-vorhersagen die lokalen Windbedingungen nicht berücksichtigen, doch auch allgemein gesehen ist die Erfolgsquote der Wetterberichte im Mittelmeer sehr gering. Waschen, Basteln, Einkaufen, Karten schreiben und Bummeln ist angesagt.

Bekanntlich dreht der Wind mit der Sonne. So auch heute. Unsere Fahrt nach Norden beginnt bei NE mit 3 Bft und endet bei einem S-Wind von 6 Bft. Die Ansteuerung von Ottiolu muß wegen der vielen Untiefen besonders aufmerksam erfolgen. Das Anlegen bei starkem Seitenwind ist schwierig. Zunächst müssen wir in glattem Wasser in den Wind gehen, die Backstagen lösen und den Tri bei geringer Fahrt im Wind halten, dabei schnell die beiden Schwimmer anklappen, Fender und Leinen klarmachen und die Backstagen wieder dichtnehmen. Bevor wir die Muringleine greifen und belegen können, driftet unser leichtes Boot nach Lee weg. Nur mit einigen Tricks und viel Mühe gelingt es uns eine Havarie zu vermeiden. Außer Atem und schweißgebadet steigen wir in Marina di Porto Ottiolu von Bord. Anschließend verwöhnen wir uns mit einer Dusche für Boot und Körper und einem leckeren Mahl.

Am 24.06.99 segeln wir bei schwachem bis mäßigem Wind aus NE an der Isola Tavolara vorbei in Richtung KORSIKA. Elo, meine Frau hat starke Schmerzen und kann kaum Atmen. Sie hat sich beim letzten Anlegemanöver den Brustmuskel und eine Rippe gequetscht. In der Straße von Bonifacio erwartet uns eine unregelmäßig durcheinander laufende kurze See, infolge sich kreuzender Strömungsrichtungen. Schließlich dreht der Wind nach SE und die See wird etwas angenehmer. Vom hinteren Backbord-Beam geht ein ungewohntes Knarren aus. Auch der Bug des backbordseitigen Schwimmers wirkt etwas unruhig. Wir inspizieren die Beamverbindungen und ihre Verstagung. Oh Schreck... das linke vordere Wasserstag ist nahezu durchgebrochen; es hängt nur noch an zwei Kardeelen ! Schnell die Segel runter und vorsichtig unter Motor in den nächsten Hafen.
Im Schwell vorbeibrausender Motorboote starren wir wie hypnotisiert auf den betroff-enen Schwimmer. Per Handy verständigen wir Quorning Boats und bitten um Hilfe. Dort ist man besorgt und wird sofort ein neues Stag via Curier auf den Weg bringen. Die 10 Sm bis zum Hafen sind längsten meines Seglerlebens. Zum Glück erreichen wir ohne Probleme den Hafen von Porto Vecchio.
Bis zum Eintreffen des Wasserstages erkunden wir mit einem Mietauto den südlichen, östlichen und zentralen Teil von Korsika. Die Insel wird überragt von verschneiten Dreitausendern. Aus tintenblauen Bergseen stürzen Bäche über Wasserfälle, brausen durch tiefe Schluchten und dichte Kiefernwälder und fließen ins Meer. An der E-Küste bilden sich hinter den Mündungsbarren, sogenannte Etangs, wo Muschelzucht betrieben wird. Kleine Bergdörfer, von einem schlanken Glockenturm überragt, lugen von den Höhen herab. Auf den Kaps thronen mächtige, runde Wachtürme - ein Erbe aus der Zeit der Genueser. Korkeichen, Eukalyptus und Kastanienwälder gehören ebenso zu Korsika, wie die Macchia mit süßduftenden Zystrosen, Myrthen und Rosmarien-polstern.

Endlich, nach 9 Tagen trifft das Wasserstag ein. Die mediterranen Transportwege sind nun mal etwas länger. Nach dem Auswechseln des Stages geht es weiter. Bei mäßigen östlichen Winden segeln wir nordwärts. Wir bleiben außerhalb der 10 m Linie machen einen großen Bogen um die weit seewärts liegenden Fischernetze. Später dreht der Wind gen Süd und frischt stark auf. Pünktlich vor dem Anlegen erreicht er seinen Höhepunkt. Auf den versandeten Untiefen vor der schmalen Hafeneinfahrt von Campoloro-Taverna bricht sich die See. Das Festmachen bei starkem Seitenwind an einer Kettenmuring wird wieder zu einem bleibenden Erlebnis. Nachdem wir uns mühsam von einigen Leinen und der Enge des Hafens befreit haben legen wir am 7.07.99 in Richtung ELBA ab. Bei einer mäßigen Brise aus NE, später N können wir mit einem Holeschlag die Nordspitze von Isola Pianosa passieren und die Felshuk von Cabo della Stella anlegen. Im Golfo della Lacona, einer nach S offenen, weiten Bucht, fällt auf 4 m WT der Anker. Nachdem wir einen 2.Anker ausgebracht haben, ruft es aus einem vorbeifahrenden Schlauchboot: "allez hop". Mit großer Freude können wir Gerd Eiermann mit Sohn an Bord begrüßen. GE ... den wir bei vielen SZV-Regatten kennen und schätzen gelernt haben, ist schon heute in den Jollenklassen eine Seglerlegende ! Er verbringt hier nach der gewonnenen "Kieler Woche" und vor der (anschließend gewonnenen) "Travemünder Woche" seinen Urlaub. Wir verbringen gemeinsam einen schönen Abend mit leckeren Salaten, gegrilltem Fisch und Wein.

Für die kommenden Tage ist NW 6-9 Bft angesagt. Also nutzen wir den mäßigen N-Wind um unter moderaten Bedingungen nach KORSIKA zu kommen. Auf Höhe der Westspitze von Elba frischt der Wind durch den Kapeffekt stark auf und die Seen laufen kreuz und quer durcheinander. Nachdem wir das Kabbelwasser überwunden haben, machen wir gute Fahrt. Später dreht der Wind nach West und wir erreichen mit einigen Kreuzschlägen den Yachthafen von Macinaggio. Eine Weiterfahrt zur Cote Azur ist in den nächsten Tagen wegen Mistral nicht möglich. Mit einem kleinen PKW erkunden wir den Nordosten der Insel und über unzählige Kurven das Cap Corse. Wer die Wälder, Berge, Dörfer, Buchten und Strände nicht aus der Nähe gesehen hat, sollte nicht behaupten, daß er auf Korsika gewesen ist.

Nachdem der Mistral sich 3 Tage lang ausgepustet hat, legen wir am 12.07.99 mit einem frischen S- Wind ab und runden das Cape Corse. Später dreht er nach E und am Abend nach NE. Nach Sonnenuntergang legt der Wind kräftig zu und die See wird gröber. Obwohl wir beide Segel gerefft haben, sind wir zwischen 8,5 bis 12,5 Knoten Fahrt zügig unterwegs. Aus dem tiefen Dunkel der Nacht schießt urplötzlich eine auf Gegenkurs befindliche große Segelyacht, haarscharf an uns vorbei. Wir segeln zwar unter Topp-licht und mit Backbordschoten, doch was hätte es genützt wenn wir mit dem unbeleuch-teten "Geisterschiff" in hoher Fahrt zusammengeraten wären. Offenbar wurden wir gar nicht wahrgenommen. In spitzem Winkel laufen wir auf die Küste zu und versuchen die diversen Leuchtfeuer der COTE AZUR zu identifizieren. Wieder einmal sind wir für den Landfall zu früh und beschließen zur Sicherheit, am Cap Antibes eine Pause einzulegen. Vorsichtig steuern wir die Anse l´Argent an und werfen in ruhigem Wasser den Anker. Nachdem wir den Haken bei völliger Dunkelheit eingefahren haben, erscheint am Heck eine weiße Badeleiter. Im Dunkeln sind Entfernungen nun mal schwer einzuschätzen. Das Grundgeschirr wird eingeholt und weiter seewärts wieder ausgebracht. Wir versuchen im Schwell ein paar Stunden zu schlafen und verlegen uns bei Tageslicht in den stark frequentierten Vieux Port de Cannes. Dem obligaten Bummel durch den Hafen mit den bombastischen Traumschiffen und Megayachten, folgt ein kulinarischer Trip durch die auf einem Hügel gelegene Altstadt.
Der wundervolle Blumenmarkt und die üppige Auswahl in der riesigen Markthalle finden unsere Begeisterung. Nach einem Gang über die von hohen Palmen gesäumte Uferpromenade wird der Tag abgeschlossen von einem gewaltigen Prachtfeuerwerk zu Ehren des französischen Nationalfeiertages. Einem von idyllischen Häfen und einsamen Buchten verwöhnten Sportschiffer laden die im Hochsommer überfüllten Wasserflächen und Riesenmarina´s nicht zu längerem Verweilen ein. Dem entsprechend ziehen wir mit einem Zwischenstop in Port Lavandou, an den Iles de Porquerolles vorbei, zu dem in schöner Umgebung liegenden Port de Bandol.

Die vorletzte Station finden wir im Port du Frioul. Von hier aus lassen wir uns mit der Fähre am Chateau d´If vorbei zu dem mitten in der Stadt gelegenen alten Hafen von Marseille bringen. Für Seefahrer ist der Besuch der eindrucksvoll über der Stadt liegenden Kirche Notre Dame de la Garde, Pflicht. Von hier hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt, den Hafen und das Meer mit den Inseln. Nach einem Bummel durch die Prachtstraße La Canebière und durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, haben wir uns eine vorzügliche Boulliabaise verdient. Wieder an Bord erwartet uns eine Zollkontrolle. Der Törn endet am 19.07.99 im Port Sec in der Nähe von Saint Louis du Rhone.

ZUSAMMENFASSUNG

Reiseweg:
Mallorca – Korsika – Sardinien – Ustica – Sizilien – Tunesien – Sardinien – Korsika – Elba – Korsika – Cote Azur – Golf du Lion.

Häfen:
Sa Rapita – Puerto Christo – Puerto Alcudia – Port St.Ambroggio – Ajaccio – Bonifacio – Porto Ottiolu – Arbatax – Porto Corallo – Ustica – Palermo – Trapani – Sidi bou Said – Bizerte – Arbatax – Porto Ottiolu – Porto Vecchio – Campoloro – Macinaggio – Vieux Port Cannes – Port Lavandou – Bandol – Port du Frioul – Port Sec/Saint Louis du Rhone. = insgesamt 24 Häfen.

Ankerplätze:
Campo Moro – Porto Giunco – Golf della Lacona – Anse de l´Argent = insgesamt 4 Ankerplätze.

Fahrtdaten
Zurückgelegte Strecke : 2077,8 Seemeilen
Davon unter Segel 1675,9 Sm = 80,7 %
Davon unter Motor 401,9 Sm = 19,3 %
Streckendurchschnitt: 62,97 Sm/Tag.
Fahrzeit : insgesamt 308 Stunden
Fahrtage : 33 Tage , einschließlich 6 Nachtfahrten = durchschnittlich 8,9Std/Tag.
Hafentage: 24 Tage; (6 Tage wetterbedingt, 9 Tage wegen technischer Probleme)

Geschwindigkeit:
durchschnittlich 6,75 Sm/Std.
Maximaler Speed 16, 9 Knoten.

Besondere Ereignisse:
Von Mallorca nach Korsika/Nord – 350 Sm in 48 Stunden. Aufkreuzen bei Starkwind in der Straße von Bonifacio. Bruch des Großfalles - Ablaufen nach Palermo. Gefangen im Fischernetz zwischen Tunesien und Sardinien. Heiße Surfs bei Fallböen an der Ostküste Sardiniens. Bruch eines Wasserstages in der Straße von Bonifacio. Beinahe-Kollision in tiefer Dunkelheit zwischen Korsika und Cote Azur.

Diese Reise wurde von der KREUZER ABTEILING des DSV mit einer Silbermedaille ausgezeichnet

EIGNER: Willy Dumont, Lameystr.8, 68165 Mannheim, Email:willy.dumont@t-online.de
BOOT:
Trimaran DRAGONFLY 1000 SWING Wing
Bootswerft Quorning Boats ApS, Dänemark
Baujahr 1997
Segelnummer GER 1028
Gewicht 2500 Kg
Länge 10,00 m
Breite 7,60 / 3,82 m
Segelfläche 62 qm
Zuladung max. 1000 Kg
Tiefgang 180 / 65 cm
Offshore Sailing max. 5 Personen
BOOTSNAME "allez hop"
MotorVolvo Penta Typ MD 2030 B 18 Ps
Navigations – und Sicherheitsausrüstung
(Stand Sommer 1999)

Navigation :
U K W Sprechfunk Shipmate RS 8300
G P S SEATALK - Autohelm
Echolot - Autohelm ST 80
LOG - Autohelm ST 80
Speedometer - Autohelm ST 80
Windmesser - Autohelm ST 80
Steuerkompass - Whit-Lock
Peilkompass - Data Scop
Autopilot - Autohelm ST 4000 Wplus
FASTNET Radio-Wetterdekoder-Barograph FMD 55 P
Seekartenplotter - VDO Logic Map 10 Color

Sicherheitsausrüstung:
Radar-Aktiv-Reflektor – Ocean Sentry
Seeanker - Paratech
Rettungswesten - Marine Pool
Lifebelt - Wichard Crewsaver
Signalpistole MONDIAL und Signalmunition
MOB Boje - Sowester Safety Resue
Feuerlöscher - Gloria
Rettungsring - Kadematik mit 100 m Schwimmleine
Bilgepumpe - Jabsko, Guhser Titan
Beiboot - Bombard AX3
Blitzschutz - temporäres Kutterstag - Sturmfock
Streckleinen über Deck - Bordapotheke
3 Anker – Kettenvorlauf – Ankerleinen ........


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