Slow Motion im Roten Meer

52 Fuß MegaCat auf dem Weg von den Malediven in die Adria

Das letzte was ich von mir verlauten ließ war aus Djibouti und 2 Wochen darauf war ich schon im Sudan - aber dann kam es. Für das Rote Meer muß man sich Zeit nehmen - aber soviel Zeit war nun nicht geplant.

...denn nun ging das Getriebe kaputt. Na sowas kann schon passieren (ist ja auch der selbe Englische Scheiß wie in meinem Schiff). Will man nun zurück, geht es nun also gegen den Wind. Tut es auch und so war ich erst eine Woche später zurück in Eritrea. Aber die Anlieferung und Zollsachen sind hier weit einfacher als im Sudan.

Nun für 6 Wochen wurde Massawa (die statistisch heißeste Stadt der Welt 34,4°) mein Zuhause.

Zuerst überlegte der Eigner, rechnete und verrechnete sich zum Schluß. Er schickte seinen Vater als Ersatzcrew mit einem Außenborder von 30 PS. Den Vater hat die Einwanderungsbehörde noch am Flugplatz wegen fehlendem Visa umgedreht und ins nächste Flugzeug gesetzt. Er konnte mir gerade noch die Salami und Schokolade geben und flog wieder davon.

Mit Stichsäge und Bohrmaschine wurde an Bord nun der Außenborder eingepasst. 320 Liter Diesel in Kanister an Jachten verkauft und mit Benzin nachgefüllt - um beim endgültigen Verlassen des Hafens festzustellen - das geht so nicht. Der Außenborder (ein Kurzschaft) kommt nur bei glattem Wasser vorwärts, ab 10 cm Welle kommt er aus dem Wasser und quirlt ganz lustig das Rote Meer auf, mehr aber auch nicht. (Im Norden, in Egypten also hat es bis zu 3,5m Welle). Zurück in Massawa wollen die Behörden nix mehr wissen von der lächelnden Verabschiedung - "Wenn ihr wiederkommt, werdet ihr 'Permanent Resident'". Ein neues Visa - nein das gibt es blos 1x im Jahr. Na streiten wir halt ein bisschen. 3 Tage später, 40 U$ Visakosten weiter bin ich wieder für einen Monat im Land. Diesmal schickt Thomas (Eigner) gleich einen neuen Antrieb aus England - das aber dauert - denn die warten bis Geld auf dem Konto ist (obwohl ein bestätigtes Bankfax vorliegt).

Die Kommunikation ist auch nicht einfach (internet geht nur Sonntagmorgens aus der Hauptstadt - vielleicht und das ist kein Witz !!!) und für Telefonieren braucht es viel Geduld beim Handvermittelten Gepräch vom Postamt aus. Also fahr ich zum 4x nach Asmara der Hauptstadt (sie liegt auf erfrischenden 2300m) und hole wieder etwas aus dem Zoll. 35 Formulare später bringt ein LKW das ganze zum Hafen, dort erneute Kontrolle und entlich kann es auf das Schiff. Was sich hier so flott anhört dauert 3-4 Tage. Manchmal wünscht man sich dann bestechliche Beamte - die hier sind es nicht und wenn die Beamtin die gerade Steuermarken (für ein spezial Formular) im Wert von 0,04 Euro verkauft bereits um 10.30 zum Mittagessen geht wird halt erst ab 16.00 Uhr weitergearbeitet.

Der Antrieb entpuppt sich als extra lang und sollte gestützt werden (wegen dem Riesenhebel) - ja aber wo denn auf dem Sandwichbomber. Die Notlösung sind 2 Stricke die halt den Zug aufhalten müssen. Die Lösung funktioniert. Meine Crew ist ein Französisch-Kanadischer Lulatsch Sebastian (der irrtümlich glaubte er könne hier eine Tauchbasis eröffnen) und ich, die wir nun das Benzin wieder verkaufen und Diesel einkaufen. Mit viel Motorstunden und Rummy-spielen sind wir nun entlich in Suakin, dem wohl ärmsten Hafendorf der Welt. Dromedar und Eselkarawanen ziehen durch die staubigen Ruinen, 70 km südlich von Port Sudan (hier gibt es Internet). Es fehlt nur noch das Kettenklirren der Sklaven - sonst hat sich in einem der ältesten Sklavenhäfen der Welt nicht viel verändert. Elektrischer Strom oder Telefon - ihr macht wohl Witze. Umgeben von rostroter Erde, brütend heiß warten wir auf das nächste Wetterloch (sprich Flaute) um weiter in den Norden zu kommen. Wo ich aber meinen Dauerschnupfen herhabe - ich weiß nicht. Mittags hat es fast 40° und selbst bei Nacht würden Bayrische Schulkinder noch Hitzefrei bekommen - mir läuft der Schweiß über den ganzen Körper und der Rotz aus der Nase und das seit fast 14 Tagen?

Nur gut das mein Vertrag auf Zeitbasis ausgearbeitet ist und nicht wie üblich auf Meilen (aber dazu hab ich genug Erfahrung mit dem Roten Meer - da geht nix eilig) - also glaube ich Ende April in Griechenland zu sein. Bis ich wieder wie gewohnt Interneten kann dauert es also noch etwas - denn da liegt ja noch Salz, Staub und Sonne von Egypt dazwischen. Sei's drum ich wünsch euch ein Frohes Osterfest, genießt den Frühlingsanfang

UDO WYKLICKY
Skipper

email: wyky@gmx.net, homepage: www.skipper-wws.de

3. Teil - Alptraum unter Palmen (mit Fotos)


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