Resümee einer Umfrage

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Die Tage waren voller Spannung, nachdem der "Mehrrumpfbo(o)te" endlich die Druckerei verlassen hatte. Wie wird wohl die Reaktion auf meine Umfrage sein? Meine Erwartenshaltung war eher gedämpft, aber es tröpfelten doch täglich ein bis zwei Briefe/Faxe ein. Diesen engagierten Mitgliedern meinen herzlichsten Dank, zumal einige so richtig zur Feder gegriffen und Ihre Wünsche ausführlich formuliert haben.
Eine repräsentative Bewertung der Fragebögen machte bei der insgesamt relativ geringen Anzahl der Rückläufe wenig Sinn. Aber es sind auf jeden Fall Trends zu erkennen, die ich als Antworten auf meine Fragen im Folgenden zusammengefaßt habe.

1. Würden Sie in einer Baugemeinschaft Ihr Traumschiff realisieren lassen, bzw. mitzubauen? Fast alle Einsender könnten sich mit einer Baugemeinschaft anfreunden! Hier ist, glaube ich, ein wirklich ernst zu nehmender Ansatz für künftige Projekte zu sehen. Interessant wäre es, wenn sich juristisch erfahrene Interessenten/Mitglieder einmal Gedanken über die vertragstechnischen, bzw. rechtlichen Aspekte so einer Vorgehensweise machen würden.

2. Was wäre für Sie die ideale Bootslänge? Die Tendenz geht eindeutig in Richtung 10 m und etwas darüber. Also zu einer Bootsgröße, die nicht mehr trailerbar ist, dafür aber mit brauchbarem Lebensraum aufwarten kann - und mit viel Formgefühl schon ein "Deckshäuschen" verträgt (siehe auch Frage 19). Die Trailerfreunde müssen, mangels Masse, auf der Strecke bleiben. Denn hierzu muß wirklich ein eigenes Bootskonzept her und kann nicht auch noch mit dem "Traumschiff für Alle" erschlagen werden.

3. Welchem Baumaterial geben Sie den Vorzug? Im Rennen zwischen Holz/Epoxi- und Leistenbauweise ging Strongplank im Stimmenverhältnis 3 zu 2 als Sieger hervor . Nichts desto trotz sollte der Entwurf des Bootes eigentlich beiden Materialarten gerecht werden können, da in jedem Fall auf zu starke Krümmungen verzichtet werden muß. Interessanterweise gab es für andere Baustoffe gar keine Interessenten.

4. Das Boot sollte trailerbar sein. Die Mehrzahl neigt zum "festen" Schiff, wie auch das Ergebnis zur Größenfrage zeigt. Die Trailerfreunde neigen naturgemäß zum kleineren Schiff, aber auch der Wunsch mit erhöhtem Aufwand (Boot auf zwei Trailer zerlegbar) das Revier wechseln zu können wird genannt.

5. Welchen Kostenrahmen könnten Sie sich für Ihr Traumschiff gönnen?

6. Wo sollte Ihre Bauausführung enden? Das Geld ist natürlich in Zusammenhang mit der Frage 6 zu sehen. Die Antworten gehen bei beiden Fragen über die gesamte Palette. Das Resümee daraus ist eigentlich eindeutig: Es muß möglich sein, "das Schiff" in allen denkbaren Baustufen an den künftigen Eigner zu übergeben - vom Plan bis zum segelfertigen Boot. Im Großen und Ganzen waren die Vorstellungen der Einsender durchaus realistisch, d.h. Kasko bis 50-75 TDM, segelfertig bis 100-125 TDM. Wobei der Begriff "segelfertig" natürlich relativ ist. Mit dem Ergebnis der Frage 23 verknüpft, sollte damit ein Innen relativ nacktes Boot gemeint sein.

7. Für welches Schiffskonzept würden Sie sich entscheiden? Hier wird das Deckshaus favorisiert, wenn auch die Open-Air-Freunde mit ca. 40% mitzureden haben.

8. Welche Zuladungskapazität halten Sie für erforderlich (inkl. Wasser+Treibstoff)? Hier zeigt sich die (Gewichts-)Sparsamkeit der Mehrrumpffreunde. Nur ein Einsender wollte mehr als 2 Tonnen zuladen.

9. Welche Motorisierung käme für Sie in Frage? Sieger ist der Außenborder, wobei die meisten mit Einem zurechtkommen wollen. Wenn Diesel, dann nur mit Saildrive, obwohl hier bei Defekten meist das Boot aus dem Wasser genommen werden muß. Ein Einzelkämpfer kann sich mit einem Diesel-Hydraulik-Antrieb anfreunden. Persönlich gebe ich einer Doppelmotor-Anlage den Vorzug, da sie in Bezug auf Manövrierfähigkeit und Sicherheit überlegen ist. Dagegen spricht das Mehrgewicht und natürlich die Mehrkosten.

10. Welchen Rumpfquerschnitt stellen Sie sich vor? Das Verhältnis von V- zu U- zu Trapezform beträgt 2 zu 3 zu 5. Also wird eine kantige Ausprägung der Rümpfe im Unterwasserbereich durchaus akzeptiert. Auch der Wunsch nach einem Übergang von V im Vorschiff bis zu U oder Trapez im Heckbereich wurde genannt. Ich könnte mir vorstellen, durch ein Schaumstoff-Formteil im vorderen Rumpfbereich das flache Unterwasserschiff zu entschärfen.

11. Wünschen Sie Kiele oder Schwerter? Der Kiel liegt mit mehr als 2/3 aller Kreuzchen vorne, was von Preis- und Sicherheitsbewußtsein zeugt. Die sportlichere Variante mit Schwert muß naturgemäß mit mehr Aufwand (Kosten/Bedienung) und Raumverlust innen erkauft werden.

12. Wie soll das Ruder aufgehängt sein? Am besten am Heck und mit Skeg war die einhellige Meinung.

13. Meine Ruderanlage ist mechanisch/hydraulisch. 100% stehen auf Mechanik.

14. Ich steuere mein Boot mit Pinne/Steuerrad. Fifty-fifty zwischen Pinne und Steuerrad. Beim Steuerrad muß der Mehrpreis ins Kalkül gezogen werden.

15. Für welches Rigg würden Sie sich entscheiden? Sieger ist die Sluptakelung, vor dem Kutterrigg, aber auch das Aerorigg hat zwei Anhänger.

16. Ich kann eine Nacelle für eine niedrigere Silhouette (bessere Aerodynamik/Optik) akzeptieren. Ca. 80 % der Traumbooteigner finden eine Nacelle sinnvoll, um die Gesamthöhe zu reduzieren.

17. Der Raum zwischen den Rümpfen vor und nach dem Cockpit ist offen (mit Trampolin) Fast alle bevorzugen einen offenen Rumpfzwischenraum mit Trampolin, was Sicherheits- und Gewichtsprobleme reduziert.

18. Stehhöhe in den Rümpfen ist für mich ... ... natürlich eine sehr individuelle Frage, da die eigenen Körpergröße entscheidet. Als Standardmitteleuropäer sollte "Mann" mit 190 cm auskommen, was auch die meisten bevorzugen.

19. Sitzhöhe (140 cm) im Deckshaus sind für Sie akzeptabel? Die Ästheten liegen vorne. Ein Boot von 10 m Länge verträgt wirklich nur ein niedriges Deckshaus, um nicht unproportioniert (und damit häßlich) zu wirken. Abschreckende Beispiele dümpeln wirklich genug auf den Meeren. Ich habe für meinen Entwurf Deckshäuser in 5 cm-Höhensprüngen durchgespielt und bin zum Ergebnis gekommen, daß bei 150-160 cm das Ende des guten Geschmacks für eine Bootslänge von 10 Meter erreicht ist.

20. Ich benötige zusätzlich zur wandelbaren Dinette (ist eine Doppelkoje) noch feste Kojen. Je die Hälfte aller Einsender benötigt zwei, bzw. vier zusätzliche Kojen.

21. Eine Doppelkoje ist für Sie min. breit. Im Gegensatz zur Körpergröße ist die -breite (im allgemeinen) bei allen ziemlich gleich. Nur ein (Trailer-) Freund kommt mit 120 cm Breite aus. Den meisten genügt das französische Doppelbett mit 140 cm, aber fast genausoviele benötigen 160 cm Bettbreite als Spielwiese.

22. Ich benötige zwei Naßräume (Toiletten) Das Gästeklo ist out. Eine einzige Naßzelle senkt das Gewicht und die Kosten (haben alle erkannt).

23. Ich kann mit einer schlichteren Innenausstattung zugunsten des Gesamtpreises leben? Nieder mit Plüsch und Mahagoni. Ein eindeutiges Ja für ein werksseitig einfaches Innenleben. Gemütlich machen's wir uns selber!

24. Ich bin bereit Abstriche bei der Segelleistung zugunsten mehr Innenraumes zu machen. Segeln geht vor Wohnen. Nur drei Mitstreiter wollen es gemütlicher angehen.

25. Gewünschter Wasservorrat. Je zur Hälfte 100-200l und 200-300l. Also sollte man sich auf 200 l als Kompromißmenge für das frische Naß einstellen können. Für Vielduscher gibt's ja noch Kanister.

26. Gewünschte Treibstoffmenge Ähnlich wir beim Wasser auch beim Sprit. Je 50% 50-100l und 150-200l. Persönlich finde ich es ungemütlich mit 200 l Benzin an Bord zu segeln. Mit einem Außenborder (Bsp. YAMAHA 9.9) wären das über 250 Motorstunden! Wann wollt ihr eigentlich segeln?

26. Welcher am Markt erhältliche Kreuzer-Kat kommt Ihren Vorstellungen am nächsten (auch Baupläne)? Erstaunlich viele Einsender finden kein Boot am Markt, daß in etwa ihren Wünschen entspricht! Genannt wurden: Aquilon, Tektron 35, Edel 35, Sunset Jazz, Micra, Searunner, Tobago, Athena, Maram und allg. Wharram und Prout.


So, was hat nun der ganze Aufwand gebracht? Nicht nur das Ergebnis an sich ist recht aufschlußreich, sondern vor allem die Möglichkeit das individuelle Ziel zum eigenen Boot gemeinsam anzugehen. Die größte Hürde dazu ist nach wie vor das Geld, gefolgt von der Zeit. Sogar der bescheidene Selbstbauer gerät unter diesem Aspekt zum eigenen Kuli, der sich für Stundensätze um die 10.- DM abrackert - oder ist der Lustgewinn beim Spachteln und Schleifen wirklich so groß?. Für die Bootsindustrie besteht ein Schiff grob gesagt aus 1/3 Materialwert, 1/3 Lohnkosten und 1/3 Gemeinkosten (Verwaltung, Marketing, Finanzierung, Gewinn, etc.). Das letzte Drittel kann der Selbstbauer zwar sparen, aber dafür steigt sein "Lohnkostenanteil" ins immense und auch beim Materialkauf zahlt er höhere Preise. Des Menschen Wille ist zwar sein Himmelreich, aber vernünftig ist das nicht. Aber was ist schon Vernunft, wenn man nach x Jahren vor dem vollbrachten Werk steht!

Oder doch Alternativen? Wie wäre es, die grobe Arbeit auszulagern und sich mit den schöneren Dingen zu befassen? Es lebe das Ausbauschiff. Man bleibt von tonnenschweren Bauteilen, Schmutz und Staub verschont und widmet sich dem Interieur. Ob ich den Standardentwurf vom Plan selbst zusammenzimmere oder es preiswerter extern machen lasse, ist letztlich ein Rechenexempel. Im Innenraum aber kann ich mich wirklich individuell austoben, ob Sperrholz oder Birkenfurnier, ob Gummimatte oder Teppichboden. Wie aber preiswert zu einem Kasko kommen? Ist die Baugemeinschaft das Nonplusultra? Was spricht dagegen?

  • Ich muß mich mit anderen Individualisten arrangieren.
    Das ist wahrlich hart, aber härter ist die D-Mark, die mich mein Individualismus kostet.
  • Man muß bezüglich des Bootes Kompromisse schließen.
    Das tue ich beim Kauf eines fertigen Bootes auch - und habe kein Mitspracherecht bei der Konzeption, sondern kann bestenfalls die Tapete ändern. Oder- es wird wieder teuer!
  • Die Finanzierung muß gesichert sein.
    Ein wichtiger Punkt. Der Selbstbauer kann seine Baustelle durchaus ein Jahr "einfrieren", um wieder zu Geld zu kommen. Wird ein Kasko oder Boot bestellt, muß das Geld dazu bereits dasein. Andererseits kann ein Boots-Rohling vielleicht eher finanziert werden und man läßt sich beim restlichen Ausbau etwas Zeit?
    Wiederum ein Rechenexempel: Dazu ein paar Zahlen. Eine Nachfrage bei "Strongplank" in Spanien ergab als Kalkulationsgrundlage Kosten von ca. DM 385.- pro qm laminierte Kaskofläche ab Werft. Für den anschließend vorgestellten Boots-Entwurf (inkl. Deckshaus) würde das einen Kaskopreis von ca. 65 TDM bedeuten. Spachtel- und Schleifarbeiten würden mit ca. 10 TDM zu Buche schlagen, der Transport nach Deutschland mit ca. 5 TDM. Ein lackierfertiges 10 m Katamaran-Kasko für grob geschätzt 80 TDM läßt aufhorchen.

Design-Konzept COGITO (1995) - ich wäre ein schlechter Designer, wenn ich nicht meinen eigenen Senf dazugegeben hätte!