Proa-Segeln in Sri Lanka (1)

Mein Urlaub 2000 führte mich nach Sri Lanka, in ein wundervolles Land mit freundlichen, offenen Menschen. Neben allen kulturellen Eindrücken und Erfahrungen sowie der exotisches Flora und Fauna waren die Auslegerboote, hier URUAS genannt, natürlich von größtem Interesse für mich.

Unser Weg führte zuerst von Colombo aus nach Süden über Hikkaduwa bis Unawatuna. Jede Menge Proas am Strand, aber kein einziges Segel weit und breit. Wie Gespräche mit den Einheimischen zeigten, wird hier nur noch motort oder gerudert. Bis zu 12 m lange Boote werden so per Hand zum Fischfang eingesetzt. Eine Mannschaft besteht in diesem Fall aus einem Skipper, 4 Ruderern und 2 Fischern, die das Netz bedienen.

ruder proa in Sri Lanka

Ich habe mich in Hikkaduwa länger mit einem Bootsbauer unterhalten, der gerade so ein 12m Teil fertig stellte. Seine 'Proa' war schon zu einem Auslegerboot mit abgeschnittenem Pürzel reduziert, an dem ein 25 PS Außenborder Dienst tun wird. Die Polyesterbauweise erfolgt ohne den westlichen Perfektionismus mit fröhlicher Handauflegemethode auf diverse Bretter und Planken. Die 'leichten' Unebenheiten stören den Gesamteindruck kaum. Überrascht war ich allerdings, als der Baumeister das Gesamtgewicht mit ca. 3 Tonnen angab. Auch als ich den dazugehörenden gut 8m langen massiven Teak-Ama (siehe unten) anheben wollte, merkte ich, daß der auch seine 400-500 kg hat!

ama aus baumstamm

Wo blieben hier meine (theoretischen) Vorstellungen von der leichten Proa, die über die Wellen tanzt? Mehr dazu im 2. Teil beim Segeln.

Im Garten des Bootsbauers wurde ich aber noch weiter fündig. Im Gebüsch, von Ästen und Abfall fast verdeckt, lagen Rumpfteile einer Proa, die noch mit Kupfernägeln zusammengebaut woren war.

Die sonstige Nähbauweise, mit der die Oberplanken auf den "Einbaum" aufgesetzt werden, ist noch überall zu sehen. Zur Zeit gibt es mindestens noch genausoviele Holzboote (teilweise überlaminiert), wie neuere Polyesterfabrikate.

Nach dem der Süden Sri Lankas segelmäßig nicht so ergiebig war, sind wir zur 'üblichen' Rundreise zu den alten Königsstädten aufgebrochen. Wir hatten einen hervorragenden Fahrer, der den 5 Tage Trip im klimatisierten Kombi zum Genuß werden ließ (seine Anschrift gebe ich auf Wunsch gerne weiter). Zuguterletzt landeten wir in Negombo, wo endlich die ersten Segel-Ausleger gesichtet wurden.

proas am strand von hikaduwa

Allerdings nur in Form von Booten mit gelegtem Rigg die immerhin eine genauere Inspektion zuließen. Zuerst fiel mir aus, daß das Rigg nicht symmetrisch ausgelegt ist, was auch das nicht mittig angebrachte 'Mittelschwert' zeigt. Die Ruderblätter bestehen aus Brettern mit einem relativ großen Loch das zum Anbinden an den Rumpf benutzt wird. Der bewegliche Sprietbaum wird in einem famos geschnitzter 'Topf' aus Hartholz gelagert.

mastlager einer proa

Sprietbaum und Mast bestehen aus ca. 8-9 m langen Bambusrohren. Der Riesenbambus wird hier bis zu 30 m hoch (siehe z.B. im Botanischen Garten in Kandy). Man könnte glatt den ganzen Aluminium-Mist zuhause vergessen! Zusammengelascht wird das Boot mit allem was gerade da ist. Vorzugsweise mit Seilen aus Kokosfasern, die hier hinter jeder Hütte gemacht werden können.

(Hans-Dieter Bader (Neuseeland) hat in der Jan/Feb-Ausgabe des MULTIHULLS Magazin einen ähnlichen Bericht über diese Boote veröffentlicht.)

Am Strand erspähte ich dann endlich ein braunes Viereck, daß wir nach einem längeren Fußmarsch erreichten: Eine segelfähige Proa zum Anlangen.

Zweiter Teil


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